Uetze
Montag, 24.10.2022 - 16:58 Uhr

Kalihaldenabdeckung: Bürgerinitiative Umwelt Uetze wirft Manipulation der Öffentlichkeit vor

Die Bürgerinitiative Umwelt Uetze sieht die Grundwasserversalzung "maximal verniedlicht".Aufn.:

UETZE

"Wir haben kürzlich über das (mehr als fragwürdige) Ergebnis der Mediation zur Kalihaldenabdeckung in Wathlingen berichtet. Den Teilnehmern der Mediation ist zum Thema Grundwasserversalzung durch die Halde - laut abschließender Pressemitteilung des LBEG - am 12. Mai 2022 vom Gewässerkundlichen Landesdienst Niedersachsen (angesiedelt beim LBEG) eine 'Konzeptionelle Prinzipmodellierung' zur Entwicklung des Salzwassereintrags in das Grundwasser durch die Halde (vor und nach Abdeckung) vorgestellt worden. Das Modell soll 'in erheblichem Maße zur Klärung offener Fragen und zum Verständnis beigetragen haben'. Nachdem die Präsentation auch unserer Bürgerinitiative zugänglich gemacht worden ist, haben wir sie ausgewertet", berichtet der Vorsitzende der Bürgerinitiative (BI) Umwelt Uetze, Wolfgang Tannenberg. 

 

Sein Stellvertreter Georg Beu ergänzt: "K+S behauptet seit Jahren, die sogenannte Süß-/Salzwassergrenze (Übergang von eher unbelastetem zu versalzenem Grundwasser) liege im Grundwasseranstrom südlich der Halde bei 31 Meter unter Geländeoberkante (GOK) und im Grundwasserabstrom nördlich der Halde bei 11 Meter unter GOK. Den Grund für den erheblichen Anstieg versalzenen Grundwassers unter der Halde - auf wenigen hundert Metern - hat K+S nicht etwa in einem Eintrag von Salz durch die Halde gesehen, sondern in einem unterirdischen Hindernis, an dem das versalzene Grundwasser aufsteigen müsse. Weiter ist regelmäßig behauptet worden, die Versalzung sei geogen (durch den Salzstock zwischen Hänigsen und Wathlingen) verursacht. Die Halde sei, anders als andere Kalihalden, nahezu undurchlässig für Niederschlagswässer. Das LBEG selbst hat im Zulassungsbescheid für den Recyclingplatz vom 6. Juni 2019 auf Seite 18 behauptet, unter der Halde habe sich im Wege einer Art Selbstdichtung (durch das Gewicht der Halde und eine sogenannte Kolmation) eine äußerst undurchlässige Bodenschicht gebildet. Mit Ausnahme der Lage der Süß-/Salzwassergrenze haben wir das alles aus guten Gründen schon immer für abwegig gehalten".

 

Beide sind allerdings überrascht: "Für das LBEG ist die Lage der Süß-/Salzwassergrenze neuerdings unbekannt. Es gebe aber eine erhebliche Grundwasserversalzung durch die Halde und die hat laut Modell ihre Ursache in Niederschlagswässern, die die Halde in allen Bereichen durchfließen, dabei Salz lösen und dann in das Grundwasser gelangen. Statt von einer Selbstdichtung ist nun die Rede von durchlässigen Bodenschichten. Von dem genannten Hindernis im Grundwasserbereich ist jetzt keine Rede mehr."

 

"Die Annahmen von K+S bezüglich einer ursprünglichen Geländehöhe von 43,6 Meter NN für das gesamte Haldenzentrum und einer aktuellen Einsenkung des Haldenzentrums um 1,21 Meter sind in dem Modell allerdings völlig kritiklos übernommen worden. Diese Annahmen zugrunde gelegt, gäbe es relativ selten einen direkten Kontakt zwischen Haldenbasis und Grundwasser. Laut Gutachter des Landkreises Celle, Prof. König (delta h Ingenieurgesellschaft), reicht für die Salzauflösung an der Haldenbasis allerdings schon die Kapillarfeuchtigkeit des Bodens. Vor allem aber gibt es für eine ursprüngliche Geländehöhe von 43,6 Meter NN bis heute nicht einen einzigen Beleg oder auch nur eine nachvollziehbare Begründung. Wir halten die genannte Geländehöhe (aufgrund von K+S Geländehöhenmessungen am Haldenrand) im Übrigen für erheblich zu hoch angenommen. Genau, es handelt sich nur um eine Annahme. Dieses Vorgehen ist von der zuständigen unteren Wasserbehörde des Landkreises Celle bereits im Erörterungstermin vehement kritisiert worden. Ähnlich ist es mit der - angeblich berechneten - aktuellen Einsenkung. Eine Berechnung ist im Planfeststellungsverfahren bis heute nicht vorgelegt worden. Offenkundig sind sich LBEG und K+S ihrer Sache auch alles andere als sicher, denn laut Pressemitteilung 'wird eine Durchbohrung der Halde zur Beweissicherung zum jetzigen Kenntnisstand als nicht zielführend und damit als überflüssig angesehen'. Wir sehen es (wie auch die untere Wasserbehörde) aber so, dass durch vertikale Haldendurchbohrungen endlich die tatsächlichen Verhältnisse an der Haldenbasis festgestellt werden könnten", stellen Tannenberg und Beu einmütig fest.

 

Beide Vorstandsmitglieder kommen zu dem Fazit: "Wir haben eine Idee: Ziel der Präsentation des Modells ist offenkundig gewesen, zu zeigen, dass erstens keine Grundwasserversalzung durch Auflösung der Haldenbasis erfolgt und zweitens die Grundwasserversalzung von Niederschlagswässern herrührt, die die Halde durchfließen. Dahinter steht vermutlich die naheliegende Überlegung, dass es Salzauflösung an der Basis nicht geben darf, weil die Abdeckung dagegen nicht helfen würde. Angesichts der nicht zu leugnenden Grundwasserversalzung muss es aber eine Quelle dafür geben. Diesen Zweck erfüllt jetzt offenbar das die Halde durchfließende Niederschlagswasser.  So diente und dient das genannte Modell dazu, eine Grundwasserversalzung durch die Halde nicht mehr zu leugnen, sondern sie trickreich auf die (auf ihrem Weg durch die Halde) versalzenen Niederschlagswässer zu schieben. Diese sinken angeblich tief bis zum (tatsächlich) geogen versalzenen Grundwasser hinunter und breiten sich auch nur in großer Tiefe aus. Damit wird das Problem der Grundwasserversalzung maximal verniedlicht und zudem durch die Abdeckung - angeblich - auf (immer noch) etwa 25 Prozent 'minimiert'. Die Präsentation des Modells hat somit - durchsichtig - den Zweck, die Haldenabdeckung zu rechtfertigen und damit die Mediationsteilnehmer, Kommunalpolitiker und die Öffentlichkeit zu manipulieren."