Burgdorf
Montag, 06.06.2022 - 19:28 Uhr

Nach Flucht ihrer Großeltern im 2. Weltkrieg ist Cohn-Enkelin zu Besuch in Burgdorf

Empfang im Rathaus (von links): Arne Hinz, Judith Rohde, Gareth und Greta Jones, Bürgermeister Armin Pollehn und Brigitte Janssen.Aufn.:

BURGDORF

Burgdorf zeigte sich von seiner sonnigen Seite, als Greta Jones mit ihrem Mann die Heimatstadt ihrer Mutter, Onkel, Tante, Cousinen, Cousins, Großeltern und Urgroßeltern vor Pfingsten besuchte.

 

Greta Jones wurde während des 2. Weltkriegs in England geboren. Sie ist die Tochter von Lotte Cohn, die im März 1939 dorthin emigriert war. Lottes Eltern, Emil und Berta Cohn, lebten zuletzt in der Wallgartenstraße 38 in Burgdorf. Ihnen und den vier Söhnen Walter, Heinz, Werner und Rudolf gelang im Januar 1941 die Emigration nach Argentinien. Die zweite Tochter, Gertrud, war in Amsterdam verheiratet. Sie, ihr Mann Adolph de Vries und die nur wenige Monate alte Tochter Rita Ilse wurden in Sobibor ermordet.

 

Für alle waren im vergangenen November Stolpersteine verlegt worden, die Greta Jones jetzt besuchen konnte. Eigentlich hatte sie schon bei deren Verlegung dabei sein wollen, aber die Corona-Pandemie hatte dies verhindert. Gemeinsam mit Mitgliedern des Arbeitskreises Gedenkweg besuchte sie auch das von David Cohn 1909 erbaute Familien-Stammhaus in der Gartenstraße 9 und die Stolpersteine dort für Herman Cohn, seine Frau Rosalie und dessen Schwestern Helene und Johanna.

 

Am zweiten Besuchstag stand auch ein Treffen mit Bürgermeister Armin Pollehn und dem 1. stellvertretenden Bürgermeister Arne Hinz auf dem Programm. Armin Pollehn überreichte Greta Jones das mit dem 2. Landespreis des Geschichtswettbewerbs des Bundepräsidenten ausgezeichnete Buch von Julia Brandes über die Familie Julius Cohn, einem der drei Brüder ihres Großvaters.

 

Greta Jones betonte, dass sie sich trotz der Vertreibung ihrer Vorfahren aus Burgdorf während des Nationalsozialismus und der Ermordung von Familienangehörigen der alten Heimatstadt ihrer Großeltern sehr verbunden fühle. Wie wichtig ihr Besuch gerade auch für jüngere BurgdorferInnen sei, betonte Arne Hinz. Durch solche Begegnungen und das Wissen um die Verfolgungsgeschichten der Menschen vor Ort, werde das historische Geschehen erst greifbar und könne zum Ansporn werden, sich für die Demokratie und die Menschenrechte Geflüchteter einzusetzen.

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