Isernhagen
Mittwoch, 02.03.2022 - 16:26 Uhr

Isernhagener LiteraturFrühstück mit Peter Behnsen beschäftigt sich mit Irmgard Keun

Sonntag 20. März 2022 10 Uhr

ISERNHAGEN

Seit Juli 2020 findet regelmäßig zwei mal im Monat das Literatur-Frühstück im KulturKaffee Rautenkranz, Hauptstr. 68, Isernhagen F.B. mit dem Literaturexperten Peter Behnsen statt. Der Literaturliebhaber, bekannt durch sein mehr als 20 Jahre währendes Engagement beim Calenberger Literatur Frühstück im Leibniz Theater Hannover, serviert mit viel Detailwissen und spannender Vortragsweise Kleinodien der Literatur. Wobei die Grenzen zwischen Lyrik , Roman und Biografie des jeweiligen Schriftstellers fließend vorgetragen werden. Das KulturKaffee setzt die beliebte Veranstaltungsreihe auch 2022 fort.

 

Am Sonntag, 20. März 2022, beschäftigt sich Peter Behnsen mit der deutschen Schriftstellerin Irmgard Keun (* 6. Februar 1905 in Charlottenburg bei Berlin; † 5. Mai 1982 in Köln).

 

Irmgard Keuns Schriftstellerkarriere begann mit Romanen, die satirisch und gesellschaftskritisch das Leben junger Frauen in der Endphase der Weimarer Republik schildern. Im Mittelpunkt steht ihr Bemühen um Selbstständigkeit, die Notwendigkeit, für sich selbst zu sorgen, sich nicht unterkriegen zu lassen, sondern zu überleben. Keuns Heldinnen geben sich selbstbewusst, sind schlagfertig, haben Realitätssinn und den Anspruch auf ein glückliches Leben. Was fehlt, ist neben der ökonomischen auch die emotionale Eigenständigkeit. Sie bleiben abhängig von dem Geld und der Zuwendung von Männern. Irmgard Keun wurde zu einer wichtigen Vertreterin der "Neuen Sachlichkeit". Mit ihrem assoziativen, witzig-aggressiven Stil orientierte sie sich an der gesprochenen Sprache und am Vorbild des Kinos: "Aber ich will schreiben wie Film, denn so ist mein Leben und wird es noch mehr sein", heißt es im Kunstseidenen Mädchen.

 

Tucholsky notierte 1932 nach dem Erscheinen von Gilgi, eine von uns über Irmgard Keun: "Eine schreibende Frau mit Humor, sieh mal an!" Er lobte Keuns "beste Kleinmädchen-Ironie" und meinte: "Hier ist ein Talent […] aus dieser Frau kann einmal etwas werden." Die Bestsellerauflagen, der naive Charme der Frauenfiguren und das von der Autorin gepflegte Image der frischen und frechen jungen Frau, die "eine von uns" ist, ließen Keuns Bücher als reine Unterhaltung erscheinen. Erst spät wurde von der Kritik die literarische Bedeutung erkannt. Zu ihrem 100. Geburtstag hieß es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: "Was die Keun aus der schon nicht mehr ganz Neuen Sachlichkeit machte, das war eine artistische Popliteratur: eine rasante Melange aus Schlager und Schreibmaschine, aus innerem Monolog, zarten Lyrismen und genau gehörter Umgangssprache, aus Werbeplakaten und Revuenummern."

 

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten standen Gilgi und Das kunstseidene Mädchen als "Asphaltliteratur mit antideutscher Tendenz" auf der Schwarzen Liste. In ihren späteren Werken setzte sich Keun mit dem Nationalsozialismus und dem Leben im Exil auseinander, vor allem in dem Roman Nach Mitternacht. Sie beschreibt darin den Alltag in Nazi-Deutschland und zeichnet ein pessimistisches Bild von der Vergeblichkeit des Widerstands des Einzelnen gegen die Diktatur.

 

Ende der 1970er Jahre wurde Irmgard Keun nach langen Jahren des Vergessens wiederentdeckt - insbesondere von der feministischen Literaturkritik.

Weitere Termine der Reihe Literatur-Frühstück:

  • So., 10.04.22 F.M. Dostojewski
  • So., 15.05.22 Arthur Schnitzler
  • So., 12.06.22 Thomas Mann
  • So., 03.07.22 Wilhelm Busch
  • So., 10.07.22 Stefan Zweig
  • So., 31.07.22 Jürgen von Manger