Grußworte
Montag, 27.12.2021 - 15:58 Uhr

Grußwort zum Jahreswechsel der Stadt Burgwedel

Burgwedels Bürgermeisterin Ortrud Wendt.Aufn.:

BURGWEDEL

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

 

"Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen." Gerade in der scheinbar nicht enden wollenden Corona-Krise kommt dieser Satz des französischen Mathematikers und Philosophen Blaise Pascal mir öfters in den Sinn. Wenn mir jemand vor zwei Jahren erzählt hätte, wie wir heute leben, hätte ich ihn vermutlich für verrückt erklärt. Inzwischen haben wir so gut es geht gelernt, mit unseren enttäuschten Hoffnungen auf ein schnelles Ende der Pandemie und auf eine baldige Rückkehr zur Normalität zu leben. Unsere eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten und die sich ständig ändernden Corona-Vorschriften haben uns gelehrt, auf Distanz zu unseren eigenen Plänen zu gehen. Die Glücklichsten unter uns haben es vielleicht sogar vermocht, die enge Krawatte der sorgfältig getakteten Zeit aufzubinden und ihr Hemd für den Wind des Unvorhersehbaren, des Nicht-Mehr-Planbaren aufzuknöpfen.

 

Und wie jetzt weiter? Nach einem Jahr, das die meisten einfach abhaken möchten. Ein Jahr, das mit dem Sturm auf das amerikanische Kapitol in Washington begann und uns vor Augen führte, wie verletzlich auch eine traditionsreiche Demokratie ist. Ein Jahr, das uns die Anfälligkeit globaler Wertschöpfungsketten nicht nur mit einem im Suez-Kanal verkeilten Frachter vor Augen führte. Ein Jahr, das uns im Westen Deutschlands im Juli eine Hochwasserkatastrophe bisher ungeahnten Ausmaßes bescherte und damit die relative Unbeschwertheit eines Corona-Sommers der Lockerungen mit tiefschwarzen Schatten verdüsterte. Der Herbst brachte außenpolitisch ein tragisches Truppen-Abzugs-Debakel in Afghanistan und innenpolitisch in Deutschland das Ende der Ära Merkel nach 16 Jahren Kanzlerschaft. Inzwischen steht die Koalition, und Olaf Scholz als neuer Bundeskanzler hat die herausfordernde Aufgabe, die Ampel wahlweise auf rot, gelb oder grün zu stellen, je nachdem, welche Akzente die Koalition in den unterschiedlichen Politikfeldern setzen will. In der Corona-Politik für die gerade über uns hereinbrechende neuerliche Welle wünsche ich mir mehr Mut zur Klarheit. Es heißt nicht umsonst "In Gefahr und in der Not ist der Mittelweg der Tod."

 

Und hier bei uns? Was war wichtig für Burgwedel, worauf haben wir Einfluss und was müssen wir auch künftig hinnehmen? Hier standen im Jahr 2021 über allem die zwei großen P’s: Pandemie und Politik - so hat es der Fraktionsvorsitzende der CDU, Michael Kranz, bei seiner Haushaltsrede im Stadtrat Mitte Dezember formuliert. Die Pandemie und vor allem die daraus folgenden und sich oftmals abrupt ändernden Regelungen für unser Zusammenleben werden wir auf kommunaler Ebene als Stadtverwaltung auch weiterhin bestmöglich versuchen umzusetzen. Zum Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger, weil das eine unserer Kernaufgaben ist. Dabei kommt es mir vor allem darauf an, dass alle staatlichen Ebenen - der Bund, das Land und die Region als diejenigen, die die Corona-Vorschriften machen, und wir als Stadt, die sie hier vor Ort durchsetzen müssen - nachvollziehbar und klar erklären, was genau das Ziel ist und warum die Maßnahme erforderlich ist. Getreu der Devise: "Wer ein Warum hat, kann fast jedes Wie ertragen."

 

Umso wichtiger ist es, sich auf die Bereiche zu besinnen, auf die wir selbst Einfluss haben. Sie, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, hatten am 12. September mit Ihrer Stimme bei der Kommunalwahl die Möglichkeit, auf Ihr unmittelbares Lebensumfeld Einfluss zu nehmen. Sie haben die Ortsräte, den Stadtrat, die Regionsversammlung sowie den Regionspräsidenten und dann am 26. September in der Stichwahl mich als Ihre neue Bürgermeisterin gewählt. Mein Dank gilt zunächst allen ausgeschiedenen Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern für ihr teils Jahrzehnte währendes Engagement für unsere Stadt. Auch gilt mein Dank all denen, die sich bei dieser Kommunalwahl als Kandidatin oder Kandidat zur Verfügung gestellt haben. Unsere Stadt und die Region könnten ohne dieses ehrenamtliche Engagement ihre demokratischen Aufgaben nicht erfüllen.

 

Der neue Stadtrat und ich als Bürgermeisterin kann seit dem 1. November auf den Weichenstellungen aufbauen, die in der letzten Ratsperiode unter meinem Amtsvorgänger vorgenommen wurden und die jetzt die Grundlage für die weitere Entwicklung darstellen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit allen demokratischen Kräften des neuen Rates und bin zuversichtlich, dass wir in vertrauensvollem Miteinander von Politik und Verwaltung die Geschicke Burgwedels mit Weitsicht und Tatkraft lenken werden. Dazu hat der Rat in der vergangenen Woche den Haushalt für das Jahr 2022 einstimmig verabschiedet. Es ist ein Haushalt der Kontinuität, der das Begonnene fortsetzt und Investitionen in die Erhaltung und den Ausbau der Infrastruktur in fast allen Bereichen vorsieht - vom Hochbau u. a. mit Lüftungsanlagen für unsere Bildungseinrichtungen über den Tiefbau mit Kläranlage, Freibad und Straßen bis zu Grundstücksankäufen, damit Burgwedel auch künftig moderat wachsen kann.

 

Immer deutlicher wird jedoch, dass der Engpassfaktor bei der zügigen Planung und Umsetzung unserer Investitionsvorhaben im Bereich Innenstadtentwicklung, Schulen, Sporthallen, Feuerwehrhäuser oder Mobilitätsangebote nicht nur die verfügbaren Mittel sind. Zunehmend ist es die Verfügbarkeit von Fachkräften. Der Fachkräftemangel macht es uns schon jetzt schwerer, freigewordene Stellen in der Verwaltung rasch nachzubesetzen oder für neue Herausforderungen geeignete Bewerbungen zu erhalten. Im Ergebnis dauert dadurch manches schon jetzt spürbar länger. Wir müssen priorisieren und können nicht alle geplanten Projekte parallel und im gewünschten Zeitraum angehen.

 

Besonders deutlich und für mich besonders schmerzlich macht sich aktuell der Fachkräftemangel in unseren Kindertagesstätten bemerkbar. Konnten wir bis vor kurzem aufgrund der seit vielen Jahren aus eigenen Mitteln beschäftigten sogenannten "dritten Kraft" in den Gruppen den gesetzlich erforderten Qualitätsstandard bei der Betreuung unserer Kleinsten auch dann erfüllen, wenn Personal ausfiel, so fahren wir inzwischen angesichts zahlreicher unbesetzter Stellen regelrecht auf der Felge und können die Löcher nicht mehr stopfen. Die Eltern kann es da auch nicht trösten, dass es in anderen Kommunen nicht besser aussieht und dass auch dort Betreuungszeiten gekürzt werden müssen. Schnelle Abhilfe vom Gesetzgeber, der uns pragmatische und flexible Möglichkeiten zur Lösung des Problems eröffnen würde, ist leider auch nicht absehbar. Mir ist es wichtig, den Familien offen zu sagen, wo wir derzeit stehen. Anfang des neuen Jahres werden wir ein Konzept für angepasste und bedarfsgerechtere Betreuungszeiten vorstellen, das die Qualität der Betreuung ebenso wie die Zuverlässigkeit und Planbarkeit für Familien beinhaltet. Besondere Anerkennung verdienen unsere Erzieherinnen und Erzieher, die unter den angespannten Bedingungen von Pandemie und Personalknappheit oftmals das Unmögliche dennoch möglich machen.

 

Im Namen von Rat und Verwaltung der Stadt Burgwedel gilt mein herzlicher Dank allen, die durch ihren Einsatz mithelfen, unser Gemeinwesen, unsere kleinen und großen Gemeinschaften in den sieben Ortschaften zu stärken. Ganz besonders gilt mein Dank den Burgwedelerinnen und Burgwedelern, die sich mit Engagement und Leidenschaft in unseren Feuerwehren, Kirchengemeinden, in Vereinen, Verbänden und sozialen Einrichtungen mit hohem persönlichen Zeitaufwand für ihre Mitmenschen einbringen.

 

Lassen Sie uns zuversichtlich und rücksichtsvoll bleiben. Respekt und Gelassenheit sind gerade in Zeiten der Pandemie eine Wirkstoffkombination, die jetzt als Gegengift zu Polarisierung und gesellschaftlicher Spaltung in hoher Dosis erforderlich sind. Lassen Sie uns daher mit sachkundiger Information und kluger Inspiration das aufkeimende Gefühl der Hilflosigkeit bekämpfen. Ich wünsche uns allen Glück, Gesundheit und Gottes Segen im neuen Jahr.

 

Herzlichst, Ihre

Ortrud Wendt

Bürgermeisterin der Stadt Burgwedel