Burgdorf
Dienstag, 18.05.2021 - 17:26 Uhr

Bischof Heiner Wilmer besucht St. Nikolaus

Bischof Heiner Wilmer, Gemeindereferent Stefan Horn, Pfarrer Franz Kurth und die Pfarrsekretärin Christiane Berger (von links).Aufn.:

BURGDORF

Erstmals hat der seit September 2018 amtierende Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer die St. Nikolaus Pfarrgemeinde besucht. Wilmer nutzte den Tag, zusammen mit Pfarrer Franz Kurth, um intensive Gespräche mit den zahlreichen Gruppierungen, aber auch mit den Vertretern aus Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand, zu führen.

 

Hinlänglich bedauert wurde, dass es "eigentlich mehr Zeit für einen solchen Meinungsaustausch hätte geben müssen". Trotzdem aber zeigten sich die Beteiligten mehr als nur zufrieden. Begrüßt wurde, dass sich Heiner Wilmer sehr gut vorbereitet zeigte und an dem, was die kirchlichen Gruppierungen für ihre Gemeinde ehrenamtlich leisten, sehr interessiert war.

 

Der Bischof, so die ehemalige Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Angelika Wirz, ist in den Gesprächen zudem auf jeden Einzelnen eingegangen und hat damit die hohe Wertigkeit für das ehrenamtliche Engagement zum Ausdruck gebracht. Christiane Berger, Sekretärin der Pfarrgemeinde, sprach von einer sehr symphytischen, bodenständigen und unkomplizierten Person. "Wilmer hat das Vorurteil des Emsländers, der offen ist und menschliche Wärme zeigt, in allen Punkten bestätigt", so Berger. Dieses zeigte sich auch daran, dass es nicht nur um kirchenbezogene Themen ging. Auch Pfarrer Franz Kurth spricht von "einem sehr guten Tag, der auch für ihn einen ganz anderen Blick auf die Aktivitäten der Gemeinde verschafft hat".

 

Als sehr wegweisend bezeichnete Heiner Wilmer das Gespräch mit Superintendentin Sabine Preuschoff. Beide seien sich in der Videoschalte einig darüber gewesen, dass "wir nur gemeinsam" eine Zukunft haben. Vor dem Hintergrund dass immer mehr junge Paare im Großraum Hannover ihre Kinder nicht mehr taufen lassen, Eltern der Auffassung sind "mein Kind soll später einmal selbst entscheiden" und damit die Zahl der Kirchenmitglieder sowohl bei den Protestanten als auch bei Katholiken geringer wird, was wiederum zur Folge hat, dass auch die Kirchensteuereinnahmen schwinden, es notwendig werde, Gespräche über die gemeinsame Nutzung von Gebäuden zu führen. Und es gelte auch, anderweitig gemeinsam kreativ zu werden. So könnten beispielsweise gemeinsame Tauffeste gefeiert werden. Und das müsse nicht unbedingt in einer Kirche geschehen.

 

Sehr angetan zeigte sich der Hildesheimer Bischof von dem professionellen Angehen und Umsetzen der Kindertagesstätte und den geplanten Veränderungen im Pfarrheim. "Bei Euch zeigt sich, wie wichtig es ist, den Einzelnen entsprechend seinem Wissen und seinen Fähigkeiten für ein bestimmtes Projekt zu begeistern", erklärte er. Dieses als Familienzentrum geplante Projekt sei ein wichtiger Ort der Begegnung. "Ein Ort", so Wilmer, "der Geborgenheit und Schutz für den Einzelnen oder auch andere schafft".

 

In der Videoschalte mit dem Pfarrgemeinderat und dem Kirchenvorstand kam auch das Thema der Personalien im Bistum auf. Wilmer machte deutlich, dass trotz des weiter zunehmenden Priestermangels er keine noch größeren Pfarreien schaffen will. Durch noch größere Räume gehe die Identität verloren. Und auch Kirchenschließungen will Wilmer vermeiden. "Leider wird es in der Zukunft aber so sein, dass nicht überall ein Priester zur Verfügung stehen werde. Daher werde es zunehmend wichtiger, dass die derzeitigen Pfarrgebiete enger als bisher zusammenarbeiten", so Wilmer. Wichtig sei ihm auch, dass Haupt- und Ehrenamtliche enger zusammenarbeiten und sich mehr als bisher gegenseitig unterstützen. Das Bistum werde seinen Teil dazu beitragen. Eine Absage erteilte Wilmer der Vorstellung, mehr Hauptamtliche zur Unterstützung der ehrenamtlich tätigen Gemeindemitglieder einzustellen. Das sei finanziell nicht tragbar. "Aber wo wir helfen können, werden wir helfen", so Heiner Wilmer. So zum Beispiel bei Bildungs- oder caritativen Angeboten. "Unsere Profis stehen bereit und kommen gern, sie müssen sie nur abfragen", so der Bischof.

 

Wilmer wünschte sich zudem ein verstärktes Zugehen auf die Indischen Gemeindemitglieder, die größtenteils in der Pflege in Burgdorf und Hannover tätig sind. "Lasst sie ihre Gottesdienste feiern, so wie sie es wollen. Sie sollten auch weiterhin ihre Identität leben. Gegenseitige Angebote, wie zum Beispiel Gottesdienste nach indischer Liturgie tragen zu einem besseren gegenseitigen Verständnis bei", so Wilmer.

 

Angesprochen wurden auch die Themen, die die katholische Kirche derzeit stark belasten. Das sind immer noch die Missbrauchsvorfälle, das Nichtsegnen gleichgeschlechtlicher Paare, die gegenseitige von Rom widerrufene Einladung zum Abendmahl und auch die nicht-Anerkennung der Frauen in der Kirche. "Gerade für die jüngeren der Gemeinde ist das ein Thema, dass sie belastet. Wie will man jungen Menschen begegnen, wenn die katholische Kirche Menschen ausgrenzt", so die Fragen der Gemeindejugend an den Bischof. Auch für ihn, so der Hildesheimer Bischof, seien diese Fragen eine Belastung, auf die die Kirche noch nach Antworten sucht. Keine Abstriche machte Wilmer beim Thema Aufarbeitung des Missbrauchs. Hier gilt: "Null Toleranz".

 

Zusammenfassend bezeichnete Bischof Wilmer, von dem was er gesehen und gehört habe, die St. Nikolaus Pfarrgemeinde als "sehr lebendig". Als Solidargemeinschaft, sich um die Würde der Menschen zu kümmern, sei ihm die Tageswohnung in der Mühlenstraße und der ökumenische Förderkreis vorgestellt worden. Dieses sei ein starkes Zeugnis das Evangelium zu leben. Auch das Gespräch mit seiner Glaubensschwester, der Superintendentin, habe ihm großen Mut für die zukünftige und jetzt schon ausgezeichnete ökumenische Zusammenarbeit auf vielen Gebieten gegeben. Wilmer dankte in diesem Zusammenhang besonders der St. Petri-Gemeinde in Hänigsen. "Zusammen mit Pastor Steffen Lahmann und dem dortigen Kirchenvorstand lebt ihr im Glauben an den einen Gott nicht das, was uns trennt, sondern die Gemeinsamkeit des Evangeliums", so der Bischoff.

 

"Ihr seid, bei allem was ihr macht, als Christen nachhaltig unterwegs und das macht Mut für die Zukunft. Die ökumenische Zusammenarbeit in Burgdorf und Uetze, aber auch die mit den politischen Gremien der Stadt Burgdorf, der Gemeinde Uetze und der Region Hannover ist in eurer Gemeinde fest verankert und von Nachhaltigkeit geprägt", so das positive Bild des Bischofs.

 

Nach dem Abschlussgottesdienst dankte Wilmer allen, die an der Umsetzung dieser Visitation beteiligt waren. Zugleich machte er deutlich, dass er auf jeden Fall wieder kommen werde. Aber nicht nur um Gespräche zu führen, sondern auch um zu Grillen und um ein ordentliches Pils zu trinken. Und Probt Christian Wirz bringe er dann auch wieder mit, so der Hildesheimer Bischof.

 

Barbara Gebbe, Vorsitzende des Pfarrgemeinrates, dankte Bischof Wilmer, dass es trotz der Pandemie möglich war, wenn auch zeitlich begrenzt, intensive Gespräche mit den verschiedensten Gruppen der Gemeinde zu führen. Er, der Bischof, habe einen kleinen Einblick in die Gemeinde nehmen können und dabei gut zugehört. 

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