Burgdorf
Dienstag, 11.05.2021 - 16:56 Uhr

"112 …. nicht nur wenn´s brennt: Die Burgdorfer Feuerwehr, wie man sie nicht kennt"

Neues Buch von Dieter Heun und Heidi Rust erscheint zum 150-jährigen Jubiläum

Im Januar 1955 wurde das Feuerwehrhaus in der Schmiedestraße bezogen. Dort war die Ortsfeuerwehr bis zu ihrem Umzug 1994 an den heutigen Standort beheimatet.Aufn.:

BURGDORF

"112 …. nicht nur wenn´s brennt: Die Burgdorfer Feuerwehr, wie man sie nicht kennt": Diesen Titel gaben Dieter Heun und Heidi Rust ihrem 11. stadtgeschichtlichen Buch. Beide Autoren schrieben das 242 Seiten umfassende Werk zum 150-jährigen Jubiläum der Ortsfeuerwehr Burgdorf, die auch als Herausgeber fungiert. Es ist zum Preis von 15,00 Euro bei Bleich Drucken und Stempeln, Braunschweiger Straße 2, bei den Buchhandlungen FreyRaum (Marktstraße 59) und Wegener (Marktstraße 65) sowie an den Info-Theken im E-Center-Cramer (Weserstraße 2 und Uetzer Straße 14-15) erhältlich.

 

"Geschichten aus der Geschichte"

"Dieses Buch ist ein Loblied auf die Feuerwehr. Wir hoffen, dass sie es auch merkt!" Mit dieser Anspielung auf den Film "Die Feuerzangenbowle" stimmen die beiden Autoren ihre Leser auf das Thema des Buches ein. Und sie betonen im Vorwort: "Das Buch ist keine Chronik. Es erzählt vielmehr 'Geschichten aus der Geschichte' der Burgdorfer Feuerwehr - vor dem Hintergrund ihrer historischen Entwicklung, doch ohne Anspruch auf Vollständigkeit." Mit ihrem lebendigen Ausflug in die Vergangenheit der Burgdorfer Feuerwehr berichten die Autoren von spektakulären Ereignissen und amüsanten Vorgängen. Außergewöhnliche Geschehnisse, bisher unbekannte Details und kuriose Kleinigkeiten aus früheren Zeiten machen anschaulich, was der Titel des Buches verspricht: "Die Burgdorfer Feuerwehr, wie man sie nicht kennt".

 

Gründungsversammlung am 29. Oktober 1871

In kurzweiliger Art und eingängiger Sprache führen die Autoren durch Stationen und Entwicklungen der Burgdorfer Ortsfeuerwehr und durch ihre Vorgeschichte. Wie die Autoren schildern, galt Brandbekämpfung bis in die 1860er Jahre als Aufgabe aller Einwohner ab 16 Jahren und verlief dementsprechend trotz offizieller Feuerlöschverordnungen (1836 und 1858) oftmals sehr chaotisch und unkoordiniert. Die unter anderem von dem Kaufmann Heinrich Niemack und dem Druckereibesitzer Wilhelm Rumpeltin initiierte Gründungsversammlung der neuen Ortswehr fand am 29. Oktober 1871 statt. Das 1866 gebaute Spritzenhaus am Rande des alten Schützenplatzes Vor dem Hannoverschen Tor (heute: Verwaltungsgebäude der Stadtwerke Burgdorf GmbH) war im Jahr 1937 so baufällig geworden, dass es abgerissen werden musste. Die Ortsfeuerwehr erhielt ein neues Domizil im Gebäude des ehemaligen Elektrizitätswerks in der Hinterstraße (seit 1947 Schmiedestraße). Da der dort vorhandene Platz auf die Dauer nicht ausreichte, entstand in der Schmiedestraße gegenüber der Sackstraße ein neues Feuerwehrhaus, das im Januar 1955 bezogen werden konnte. Als es in den 1980er Jahren nicht mehr den gewachsenen Anforderungen entsprach, beschloss der Stadtrat einen weiteren größeren Neubau an der Straße Vor dem Celler Tor. Seine Einweihung erfolgte am 7. Oktober 1994. Bis heute ist die Ortsfeuerwehr dort angesiedelt.

 

Von der Weltausstellung in Turin bis zur Steuben-Parade in New York

Da die beiden Autoren keine reine Chronik schreiben wollen, umrahmen sie die von ihnen geschilderten Eckpunkte der Burgdorfer Feuerwehrgeschichte mit vielen unterhaltsamen Hintergrundberichten. Die meisten von ihnen dürften damit das erste Mal an das Licht der Öffentlichkeit gerückt worden sein. So erfährt der Leser als amüsante Randnotiz, dass die ersten Feuerwehruniformen von einem Burgdorfer Schneider stammten, der einen höchst fragwürdigen Ruf besaß. Zum Schmunzeln regt auch die Mitteilung an, dass die Feuerwehr sich über den 1882 am Spritzenhaus gebauten Schlauchturm nur kurze Zeit freuen konnte, weil er schon nach einem Jahr zusammenbrach. Kaum bewusst dürfte es selbst älteren Brandbekämpfern sein, dass die Burgdorfer Feuerwehr im Jahre 1898 eine Woche im Generalstreik war.

 

Ein besonderes Ereignis zum 40-jährigen Bestehen war eine Einladung zur Weltausstellung in Turin im Jahr 1911. Dort nahm die Burgdorfer Delegation an einer internationalen Feuerwehr-Konkurrenz teil und gewann für herausragende Leistungen eine Silbermedaille und einen Pokal, der jahrzehntelang als verschollen galt und erst im Jahr 2017 wieder auftauchte. 1992 zog eine Abordnung der Burgdorfer Feuerwehr vor 150.000 Menschen auf der Fifth Avenue in New York mit der traditionellen Steuben-Parade durch die Stadt. Die Autoren schieben zudem viele Rückblicke auf die Vorgeschichte der organisierten Brandbekämpfung in Burgdorf und in Europa ein. So musste beispielsweise seit dem Jahr 1695 jeder heiratswillige Mann in der Stadt vor der Hochzeit in einen Feuerwehr-Fonds einzahlen, aus dem sich Feuerleitern und andere nützliche Geräte anschaffen ließen.

 

Herausragende Feuerwehreinsätze

Weitere Buchkapitel sind herausragenden Feuerwehreinsätzen der letzten Jahrzehnte gewidmet, die bei einem Misserfolg zu größeren Katastrophen geführt hätten. Sie betrafen unter anderem einen 1960 in Ehlershausen entgleisten Güterzug, der mit brennbarem Gefahrengut beladen war, den Brand eines Fachwerkhauses in der Mittelstraße, dessen Ausbreitung in der gesamten Altstadt die Brandbekämpfer im Jahr 1961 verhinderten, oder den Brand des Pfarrwitwenhaus im Jahr 2006. Auch das Eisenbahnunglück im Burgdorfer Bahnhof am 30. April 1984 würde ohne das beherzte Eingreifen der städtischen Feuerwehrmänner verheerende Auswirkungen gehabt haben. Einblicke in das gesamte Einsatzspektrum der Ortsfeuerwehr Burgdorf (vom Hochwasser über die Tier- und Personenrettung bis zu Taucheinsätzen) und Beschreibungen von ambitionierten Feuerwehrveranstaltungen (unter anderem die Lichterfeste im Stadtpark von 1968 bis 1998) runden das Buch ab.

 

Fakten zum 150-jährigen Jubiläum

In der seit 2014 von Ortsbrandmeister Florian Bethmann geführten Ortsfeuerwehr Burgdorf leisten insgesamt ca. 250 Mitglieder in 5 Abteilungen (Kinderfeuerwehr, gegründet 2007 - 38 Mitglieder; Jugendfeuerwehr, gegründet 1972 - 28 Mitglieder; Einsatzabteilung inkl. Tauchergruppe - 96 Mitglieder; Alters- und Ehrenabteilung - 29 Mitglieder, Musikzug, gegründet 1877, 1947 Vereinigung mit dem Musikzug Hänigsen - 59 Mitglieder) ihren Dienst komplett ehrenamtlich. Wer am Engagement im Dienste des Nächsten, dem Zusammenhalt und der Kameradschaft der Feuerwehr interessiert ist, aber aus persönlichen Gründen nicht aktiv am Dienst teilnehmen kann oder will, kann die Ortsfeuerwehr Burgdorf dennoch als förderndes Mitglied finanziell unterstützen.

 

Neue Schwerpunktfeuerwehr

Die aktive Einsatzabteilung fährt mit ihren 84 männlichen, 12 weiblichen Mitgliedern und 10 Fahrzeugen rund 250 Einsätze pro Jahr. Gestartet mit einer einzelnen Handdruckspritze entwickelte sich die Feuerwehr Burgdorf genauso wie die Stadt Burgdorf immer weiter und wuchs stetig. Mittlerweile ist die Ortsfeuerwehr Burgdorf als Schwerpunktwehr aufgestellt und ausgerüstet, um als größte Ortsfeuerwehr innerhalb der Stadt Burgdorf den besonderen Aufgaben und Anforderungen an die Sicherstellung des Brandschutzes und der Hilfeleistung für die rund 20.000 Einwohner in der Kernstadt gerecht zu werden. In den wöchentlichen Diensten finden Übungen für den Ernstfall statt: ein mit Wasser vollgelaufener Keller, der schwere Verkehrsunfall oder ein Flächen-, Wohnungs- oder Gebäudebrand.

 

Abwechslungsreiches Einsatzspektrum

Das Einsatzspektrum ist genauso abwechslungsreich, wie die Zusammenstellung der Mitglieder. Es finden sich so gut wie alle Alters- und Berufsgruppen wieder, ob Schüler oder Student, Schlosser, Landwirt, Bäcker, Bankkaufmann/-frau, Dachdecker und viele weitere. Diese Vielfalt an speziellem Fachwissen, welches bei den aktiven Kameraden schon grundlegend vorhanden ist, aber auch Berufs- und Lebenserfahrung, werden hier gebündelt, in den Ausbildungsdiensten weitervermittelt und im Einsatz genutzt. Dies sorgt für einen starken Zusammenhalt und routinierte und professionelle Abläufe in allen Einsatzlagen.

 

Eine der ersten Feuerwehr-Tauchgruppen in Niedersachsen

Die Tauchergruppe ist hierbei eine Besonderheit in Burgdorf. Sie entstand 1964 und war eine der ersten Tauchergruppen einer Freiwilligen Feuerwehr in Niedersachsen. Dieser Facheinheit steht zusätzlich zu einem speziellen Gerätewagen Wasserrettung noch ein stabiles Mehrzweckboot zur Verfügung, um für ihre Einsatzlagen an, in und auf den Gewässern in der Stadt und überörtlich Unterstützung bei Rettungseinsätzen oder technische Hilfe leisten zu können.

 

Immer auf der Suche nach neuen Mitgliedern, die die Lebenseinstellung und Berufung "Feuerwehr" teilen, freut sich die Ortsfeuerwehr Burgdorf auf eine Kontaktaufnahme durch interessierte Personen. Ansprechpartner ist der stellvertretende Ortsbrandmeister Simon Grabow, Telefon 0511/991147905 oder 0151/56736553 und per Mail an Opens window for sending emailsimon.grabow(at)aha-region.de.