Grußworte
Donnerstag, 01.04.2021 - 16:59 Uhr

Burgdorfs Bürgermeister Pollehn: Schritt für Schritt und mit Bedacht in die Zukunft

Aufn.:

BURGDORF

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

 

seit mittlerweile über einem Jahr befindet sich unsere Gesellschaft in einem Zustand, der von jeder und jedem Einzelnen eine Kraftanstrengung erfordert. Im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, Freunden, Bekannten, Nachbarn und natürlich der eigenen Familie zeigt sich: Die Corona-Pandemie zehrt zusehends an unseren Kräften und unserer Geduld.

 

Im Gespräch mit den Burgdorfer Bürgerinnen und Bürgern begegnet mir eine mit der Pandemie in Zusammenhang stehende Frage besonders häufig. Und ich möchte diese Frage gerne an Sie weitergeben. Weil sie sehr viel aussagt. Über den Fragenden. Aber auch über den Antwortenden. Sie lautet: "Bedarf es verschärfter Maßnahmen, um angemessen auf die Pandemie zu reagieren?"

 

Die Frage ist schon deshalb nicht einfach zu beantworten, weil sie aus sehr unterschiedlichen Disziplinen und Blickwinkeln zu betrachten ist. Ein Epidemiologe würde sie vermutlich anders beantworten als ein Ethiker, ein Intensivmediziner anders als ein Einzelhändler, ein junger Mensch anders als ein betagter, ein Gesunder anders als ein sogenannter Risikopatient - oder aber auch nicht! Denn selbst innerhalb der einzelnen (Interessen-) Gruppen gehen die Meinungen hinsichtlich des Umgangs mit der Pandemie mitunter weit auseinander.

 

In einem dagegen sind wir uns vermutlich wiederum alle einig: Es bedarf geeigneter Strategien, die uns dauerhafte Perspektiven eröffnen und bestenfalls auf einem für die Gesamtgesellschaft akzeptablen Weg aus dem Coronamodus herausführen.

 

Aber welche Strategien sind am geeignetsten? Wir befinden uns gegenwärtig in einem Prozess des Heran- und Austestens. Was sind die Infektionstreiber, unter welchen Voraussetzungen hingegen kann von einem zu vernachlässigenden Ansteckungsrisiko ausgegangen werden? In dem Bestreben, das herauszufinden, können wir neben dem stets wachsenden Kenntnisgewinn mehr und mehr auf geeignete Instrumente zurückgreifen, die zur Eindämmung des Virus beitragen und weitere verantwortungsvolle Lockerungsschritte, die uns zurück zur Normalität führen, ermöglichen. Demgemäß halte ich es beispielsweise für elementar, dass die Stadt Burgdorf sich um die Koordination von SchnelltestEinrichtungen kümmert. Es gibt bereits mehrere Standorte und weitere Standorte als Testzentrum sind derzeit in Prüfung. Nähere Angaben hierzu wurden auf der städtischen Internetseite für Sie zusammengestellt.

 

Doch so sehr individuelle Lockerungsrufe auch nachzuvollziehen sind: Wenn wir uns jetzt nicht von Vorsicht, Respekt, Rücksichtnahme und Geduld leiten lassen, besteht die Gefahr, uns wie Spielfiguren in einem bekannten Brettspiel bei ungünstigem Spielverlauf direkt auf die Ausgangsposition zurückbegeben und von Neuem beginnen zu müssen. Und diesbezüglich wird es keine zwei Meinungen geben: Dahin wollen wir wahrlich nicht ständig zurück! Stattdessen ist es unser aller Wunsch, uns aus dieser Spirale des "Zurückkatapultiertwerdens" zu befreien. Wagen wir uns also lieber Schritt für Schritt und mit Bedacht vor, als stets wieder zurückgeworfen zu werden.

 

Denn eines gilt nach wie vor. Der Verlauf dieser Pandemie hing, hängt und wird auch weiterhin wesentlich vom Verhalten eines/einer jeden Einzelnen abhängen. Und das beziehe ich nicht allein auf die Einhaltung der Restriktionen. Das Augenmerk gilt es auf all jene zu lenken, denen für das geleistete Engagement großer Dank gebührt. Ganz gleich, ob privater Sektor oder öffentliche Hand; ob wirtschaftlich, pädagogisch oder karikativ orientiert: Wer per Verordnung die Möglichkeit besitzt, reagiert mit viel Flexibilität und Kreativität, um im Rahmen des jeweils Zulässigen passgenaue Angebote zu unterbreiten.

 

Gleichermaßen sind an dieser Stelle auch jene zu nennen, die sich zum Wohle aller im Verzicht üben. Weil ihnen rechtlich vorübergehend die Möglichkeit verwehrt bleibt, ihre Leistungen zu erbringen. Auch ihnen gebührt größter Respekt und Wertschätzung. Wie selbstverständlich auch all jenen, die sich ehrenamtlich unter erschwerten Bedingungen in unserer Stadt engagieren und im Rahmen dessen anerkennenswerte Leistungen erbringen.

 

Zurück zur Ausgangsfrage: Bedarf es verschärfter Regeln, um der Pandemie schnell Herr zu werden? Wie beantwortet man eine solche Frage inhaltlich? Wie würden Sie reagieren?

 

Gibt es darauf überhaupt "die eine" Antwort? Kann es die geben?

 

In der derzeitigen Situation appelliere ich an Sie: Reduzieren Sie Ihre Kontakte auf das Nötigste und machen Sie, sofern Ihnen ein Impfangebot vorliegt, Gebrauch davon! Es ist wahrzunehmen, dass die Bevölkerung sich - zurecht - darauf verlässt, dass die Politik nach bestem Wissen und Gewissen liefert. Gleiches gilt aber auch für jede und jeden Ein-zelnen von uns: Wir müssen genauso liefern! Um die sich im Entstehen befindliche dritte Welle zu brechen und eine gute Ausgangsbasis für weitere Handlungsschritte in Richtung Normalität zu schaffen.

 

Bemerkenswert ist, dass es bereits für junge Kinder, die sich gerade dem kleinen Ein-maleins annähern, eine einfache Rechnung zu sein scheint: Je höher der persönliche Einsatz, desto größer der Ertrag. Als gleichsam beeindruckend empfinde ich es aber auch, dass Kinder, die auf vieles, was für sie von großer Bedeutung ist, verzichten müssen, sehr einsichtig auf die erforderlichen Maßnahmen reagieren. Mehr Einschränkung zugunsten eines dadurch erwarteten größeren Handlungs- und Bewegungsspielraumes!

Der gegenwärtigen Gesamtsituation sind schwerlich positive Aspekte abzugewinnen. Doch mit der zunehmenden Verfügbarkeit von Impfstoffen in Kombination mit dem Ausbau der Teststrategien und -kapazitäten ist eine positive - weil mit wichtigen Lockerungsschritten verbundene - Verbesserung zu erwarten.

In unserem eigenen Interesse sollten wir bis dahin versuchen, dennoch das Beste aus den momentanen Gegebenheiten zu machen. Tag für Tag. Im Rahmen der Möglichkeiten. Gerade jetzt, da die Tage länger und die Temperaturen angenehmer werden. Es wäre schade um die Zeit, die wir ungenutzt verstreichen ließen, weil wir uns gedanklich lediglich auf Dinge versteifen, die erst wieder möglich sind, wenn nicht mehr das Virus über uns, sondern wir über das Virus bestimmen.

Im Namen von Rat und Verwaltung wünsche ich Ihnen angenehme Ostertage. Versuchen Sie, die Zeit - der Situation angemessen - bestmöglich zu gestalten. Machen Sie es sich gemütlich, nehmen Sie sich Dinge vor, die Ihnen Freude bereiten und die Sie glücklich und zufrieden stimmen - auch oder gerade weil diese Zeit für uns alle so herausfordernd ist.

 

Ihr

Armin Pollehn

(Bürgermeister)