Grußworte
Montag, 28.12.2020 - 12:37 Uhr

Grußwort zum Jahreswechsel der Stadt Burgdorf

Burgdorfs Bürgermeister Armin Pollehn.Aufn.:

BURGDORF

Liebe Mitbürgerin, lieber Mitbürger,

liebe Leserin, lieber Leser,

 

2020 - mit welchen Worten lässt sich dieses Jahr rückblickend in Worte fassen? Ein Jahr, das in die Geschichtsbücher eingehen wird! Ein Jahr der extremen Herausforderungen! Ein Jahr, das Sie, genauso wie mich, in vielerlei Hinsicht gefordert und bewegt hat! Zweitausendzwanzig - eine (Jahres-) Zahl, die fortan insbesondere mit einer Begrifflichkeit in Verbindung gebracht werden wird: Corona.

 

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich Ihnen in meinem Grußwort zum Jahresausklang ein "erfolgreiches, erlebnisreiches und zufriedenes Jahr 2020" gewünscht. Das war wenige Tage vor dem Jahreswechsel - Silvester.

 

Was zu diesem Zeitpunkt vermutlich niemand ahnte: Dass die Welt schon sehr bald in vielerlei Hinsicht eine andere sein und sich unser Alltag drastisch verändern würde. Dass Abstand halten zum Gebot der Stunde erklärt werden würde, wir Gesichtsmasken tragen und uns zur Begrüßung wenige Wochen später nicht einmal mehr die Hände reichen würden.

 

Uns sollte tatsächlich ein erlebnisreiches Jahr bevorstehen. Allerdings ganz anders, als ich es mir für uns alle gewünscht habe.

 

Hinter uns liegen einschneidende Monate, die für einen jeden von uns mit großen Herausforderungen, samt zum Teil drastischen Konsequenzen, verbunden sind: Gesetzlich angeordnete Kita-, Schul- und Geschäftsschließungen, Einschränkung der Freizeitaktivitäten - ganz zu schweigen von der Belastung, die diese Pandemie für die Kulturschaffenden bedeutet.

 

Ereignisse, denen wir eine wichtige Bedeutung beimessen, waren zeitweise nur noch sehr eingeschränkt bzw. überhaupt nicht mehr möglich. Die Teilnehmerzahlen für Hochzeiten und Beerdigungen wurden begrenzt, Jubiläen im großen Rahmen nicht mehr möglich, zulässige persönliche Sozialkontakte per Verordnung definiert oder unterbunden. Die Restriktionen begleiten unser aller Alltag und ein jeder wird diese Situation gedanklich mit ganz persönlichen Beispielen bebildern können.

 

Neben allen zur Eindämmung des Virus erforderlichen Schutzmaßnahmen waren sich die Verantwortlichen auf Bundes-, Landes- und nicht zuletzt natürlich kommunaler Ebene stets dessen bewusst, dass unser Leben im Rahmen der verantwortbaren Möglichkeiten weitergehen und auch eine gewisse Qualität beibehalten muss.

 

Und so haben auch die Mitarbeiter*innen der Stadt Burgdorf ihr Bestes gegeben, unter oft wechselnden und stets der jeweiligen Situation angepassten Bedingungen weiterhin für Sie da zu sein. Sowohl in dem Bestreben, dem regulären Tagesgeschäft nachzugehen als auch mit dem erklärten Ziel, laufende Projekte möglichst nicht in Verzug geraten zu lassen, damit die Projekte, die die Rahmenbedingungen für Ihr Leben in Burgdorf verbessern sollen, unter der derzeitigen "Großwetterlage" weiterhin positiv gestaltet werden können.

 

Allerdings war ein kontaktreduziertes Arbeiten nicht in allen Bereichen möglich. Insbesondere Kindergarten-, Krippen- und Hortmitarbeiter*innen sowie Kindertagespflegepersonen standen vor der Herausforderung, den Betrieb unter den pandemischen Bedingungen zu schultern: Ob Lockdown mit Notbetrieb, eingeschränkter Betrieb, Wiederaufnahme des Regelbetriebs - die Fachkräfte mussten sich vielfältigen Anforderungen stellen und sich in der Bildungs- und Erziehungsarbeit quasi auf Knopfdruck neuer Instrumente bedienen, was ihnen mit viel Kreativität, Einfallsreichtum und persönlichem Engagement auch sehr gut gelungen ist. Es ist mir sehr wichtig, dieser Berufsgruppe großen Dank und Respekt für das Geleistete auszusprechen.

 

Auch die wirtschaftliche Entwicklung 2020 war stark von den Auswirkungen und erforderlichen Maßnahmen rund um das Coronavirus geprägt. Die Stadt hat von Anfang an umgehend jegliche ihr zur Verfügung stehenden Informationen über Vorgaben sowie Hilfs- und Förderangebote für die betroffenen Wirtschaftszweige bereitgestellt. Insbesondere während des Frühjahrs wurden in mehreren Fällen gemeinsam mit ansässigen Unternehmen pandemie-konforme Lösungen erarbeitet, unter denen zumindest Teile des für das betreffende Unternehmen überlebensnotwendigen Geschäftsbetriebes aufrechterhalten werden konnten.

 

Gemeinsam mit dem Verein Stadtmarketing und weiteren Unterstützern wurden in Kooperation mit den örtlichen Zeitungen umfangreiche Werbemaßnahmen gestartet, mit denen Unternehmen aus Handel, Gastronomie und Dienstleistung auf ihre weiter bestehenden Angebote aufmerksam machen konnten. Alle Informationen wurden auch online bereitgestellt, wobei sich die seit längerem bestehende gemeinsame Kampagne "Ich kauf´ in Burgdorf" als gute Ausgangsbasis bewährt hat. Im Herbst wurden diese Maßnahmen, der jeweiligen Situation angepasst, wieder aufgegriffen.

 

Die gute Entwicklung in den städtischen Gewerbegebieten hat sich erfreulicherweise fortgesetzt; zum Jahresende sind im Gewerbepark Nordwest und in den Hülptingser Gewerbegebieten alle städtischen Flächen verkauft oder fest für Käufer reserviert. Die städtische Wirtschaftsförderungs- und Liegenschaftsabteilung konnte darüber hinaus wieder zahlreiche auswärtige Nachfragen nach gewerblich nutzbaren Flächen verzeichnen - ein Beleg dafür, dass die Standortattraktivität Burgdorfs weiter zugenommen hat und die in Arbeit befindliche Ausweisung bzw. Identifizierung weiterer künftiger Gewerbestandorte in Burgdorf richtig und wichtig ist.

 

Im Eingangsbereich des Rathauses V wurde zu Beginn des Jahres das Familienservicebüro (FamBü) eingerichtet, das Besucherinnen und Besuchern im Rahmen einer Erstinformation eine Orientierung hinsichtlich jener Leistungen bietet, die generationsübergreifend in Burgdorf für Familien angeboten werden. Als persönliche Anlaufstelle angedacht, fand der Austausch - bedingt durch die Corona-Pandemie - bislang primär telefonisch oder digital statt. Dennoch hat das FamBü schon wesentliche Dinge auf den Weg gebracht: So versteht sich beispielsweise der durch das FamBü initiierte Spielplatzcheck als Baustein dafür, in Burgdorf auch Kinder zu Wort kommen zu lassen. Kinder und Jugendliche wollen ihr Recht auf Mitbestimmung wahrnehmen und sie stellen sich der Komplexität mit hohem Anspruch. Wenn wir ihre Botschaften wichtig und ernst nehmen, ist das gewinnbringend für alle Generationen. Um die Qualität in unserer Stadt weiter zu verbessern, ist es daher wesentlich, Kinder zu achten, anzuerkennen und in unserer Gesellschaft zu verankern. Das kann und darf nicht allein auf die Planung von Spielplätzen begrenzt sein.

 

Mit der Eröffnung der Frauenberatungsstelle in der Hannoverschen Neustadt verfügt unsere Stadt seit Februar dieses Jahres über eine weitere, ebenfalls wichtige Anlaufstelle im Bereich der Familienförderung. Denn damit steht Frauen in schwierigen Lebenssituationen jetzt eine hiesige Anlaufstelle offen, in der sie Beratung und Unterstützung direkt vor Ort erhalten.

 

Um einen ganz anderen, wenngleich nicht minder wichtigen Bereich, handelt es sich bei der Daseinsvorsorge: Sei es die Versorgung mit Strom, Wasser und Gas, die Entsorgung unseres Abwassers oder die fortwährende Instandhaltung von Straßen, Geh- und Radwegen - all das bezeichnet Teile der Daseinsvorsorge, auf die sich die Menschen in unserer Stadt immer verlassen können. Bei Wind und Wetter und an 365 Tagen im Jahr. Und weil diese Leistungen im Alltag oft als selbstverständlich wahrgenommen werden, beteiligte sich die Stadt Burgdorf gemeinsam mit den Stadtwerken Burgdorf in diesem Jahr erstmals an dem jährlich im Juni stattfindenden Tag der Daseinsvorsorge. Die Premiere beschränkte sich zwar auf eine mediale Darstellung der dargebotenen Leistungen, die jeden Tag für Lebensqualität in unserer Stadt sorgen. Sobald es die Situation zulässt, soll der Aktionstag allerdings ausgebaut und aktiv erlebbar gestaltet werden.

 

Und auch diese Themen haben uns in 2020 bewegt, begleitet und zu Diskussionen angeregt:

  • Der bereits erwähnte Kinderbetreuungsbereich musste sich nicht allein aufgrund der Pandemie immensen Anforderungen stellen: Der Fachkräftemangel und das hiesige Betreuungsplatzangebot verlangten sowohl dem Fachpersonal als auch den betroffenen Eltern eine Menge ab. Das im Bau befindliche Familienzentrum in der Südstadt kann leider erst im kommenden Sommer öffnen - sehr viel später als geplant. Umso mehr freut es mich, dass es in diesem Bereich durchaus auch wichtige Erfolge zu verzeichnen gibt. So z. B. die Fertigstellung und Inbetriebnahme der Interim-Modulanlage für die Kita Ramlingen-Ehlershausen, wodurch an dem Standort nun insgesamt sechs Gruppen betreut werden können. Und mit der Erweiterung der Kita Otze (Standort: Heeg) um einen Krippenraum sowie einen weiteren Raum für Kindergarten-Kinder ist es gelungen, auch die Kapazitäten dieser Einrichtung zu erhöhen.
  • Der weitere Erhalt und Betrieb des unter dem Namen Vitaparcours bekannten Trimmpfades im Burgdorfer Holz wurde beschlossen. Dafür wurde eine neue Vereinbarung mit den Niedersächsischen Landesforsten abgeschlossen und ein Sponsor gewonnen, der für einen Teil der Unterhaltungskosten aufkommt. Im Gegenzug wurde der Vitaparcours in DATAX-Trimmpfad umbenannt.
  • Die Stadt Burgdorf hat mit Beschluss des Rates zur Durchführung einer vorbereitenden Untersuchung die ersten Schritte zur möglichen Aufnahme in ein Städtebauförderprogramm eingeleitet.
  • Die seitens der Bürgerinitiative "Sicherer Schulweg für Hülptingsen" geforderte und von der Politik beschlossene Lichtsignalanlage "Vor den Höfen" wurde im November in Betrieb genommen. Hierfür wurden ein neuer Stromanschluss hergestellt, Markierungsarbeiten durchgeführt sowie barrierefreie Absenkungen geschaffen.

 

Die Feuerwehr musste ihren Dienst auf das Notwendigste beschränken, um die Einsatzbereitschaft zu gewährleisten. Trotz dieser erheblichen Einschränkungen ist es jedoch gelungen, die Einsätze in der gebotenen Professionalität zu bestreiten. Dafür bedanke ich mich an dieser Stelle sehr. Ich freue mich auch sehr darüber, dass in diesem Jahr drei weitere neue Feuerwehrfahrzeuge beschafft wurden, von denen eines, ein Mannschaftswagen, für die Ortsfeuerwehr Otze bestimmt ist und die zwei weiteren, darunter ein allen acht Ortsfeuerwehren zur Verfügung stehender Einsatzleitwagen, bereits an die Freiwillige Feuerwehr übergeben wurden.

 

Die Bekämpfung der Pandemie macht es erforderlich, Drittnutzern die Nutzung von Feuerwehrgerätehäusern zu untersagen. Die für die Betroffenen als sehr belastend wahrgenommenen Auswirkungen bedauere ich sehr.

 

Wer seine Augen nicht vor der Realität verschließt, nimmt wahr: Dies ist durchaus eine Zeit der Ungerechtigkeiten. Dessen bin ich mir bewusst. Aber es ist mir gleichsam wichtig, zum Ausdruck zu bringen, dass die als ungerecht empfundenen präventiven Maßnahmen zur Verhinderung bzw. Verlangsamung des Infektionsgeschehens nicht ergriffen werden, um einzelnen zu schaden, sondern um die Allgemeinheit vor Schaden zu bewahren.

 

Das Leben hat uns anspruchsvolle Karten zugespielt. Aber der Spielverlauf wird nicht allein durch das Blatt bestimmt. Und wie im Spiel, verhält es sich auch im richtigen Leben: Das Schicksal können wir schwerlich beeinflussen - die Art und Weise, wie wir mit ihm umgehen, jedoch schon. Und genau das ist der Punkt, auf den es in diesem Jahr ganz entscheidend ankam und auch noch eine Zeit lang ankommen wird: Ob Wissenschaftler oder Politiker - viele kundige Experten und Verantwortliche wurden nicht müde zu betonen, dass der Verlauf der Pandemie ganz entscheidend vom Verhalten eines jeden einzelnen bestimmt wird.

 

"Zeig mir, wes Geistes Kind du bist": Ich persönlich habe keine weitere Situation in meinem bisherigen Leben erlebt, in der jedes Individuum unserer menschlichen Gesellschaft seinen Charakter so transparent dargelegt hat, wie in dieser Krise. Und die allermeisten haben von Anbeginn dieser Zeit der besonderen Herausforderungen unter Beweis gestellt, dass sie hilfsbereit, verantwortungsbewusst, verständnisvoll und solidarisch handeln; kurz: dass man sich auf sie verlassen kann, wenn`s drauf ankommt!

 

Burgdorf: Hier findet Leben Stadt! Auf diesen Slogan haben die Burgdorfer mit kreativen und innovativen Aktionen reagiert, so dass er wenig an Bedeutung eingebüßt hat. Im Gegenteil: Ganz gleich, welche Branchenzugehörigkeit oder welchen Alters: In diesem Jahr gebührt mein Dank jedem einzelnen, der dazu beigetragen hat, diese Stadt auch unter Corona lebens- und liebenswürdig zu erhalten. Fasziniert hat mich, dass die vielen Menschen, die ehrenamtlich in unserer Stadt tätig sind, den Rahmen ihres Engagements zum Teil deutlich ausgeweitet haben. Für das darin jetzt enthaltene Bild, für das alle gesellschaftlich Aktiven verantwortlich zeichnen, empfinde ich große Dankbarkeit und Stolz.

 

Liebe Leserin, lieber Leser, der Jahreswechsel steht kurz bevor. Und auch wenn kein Silvesterabend dem anderen gleicht, so wird der 31. Dezember dieses Jahres bestimmt sehr vielen dauerhaft in Erinnerung bleiben. Weil es der letzte Tag eines Jahres ist, welches uns alle maßgeblich geprägt hat. Und weil gleichzeitig ein neues Jahr anbricht, dem wir mit großer Hoffnung und Zuversicht entgegensehen.

 

Denn so auch wie es unsere Bundeskanzlerin, Frau Dr. Merkel, zum Ausdruck brachte: Das Leben, so wie wir es kennen, wird zurückkehren, und wir werden wieder leben können wie vor Corona. Und darüber hinaus werden wir Dinge, die wir unlängst vielleicht als banal, alltäglich und selbstverständlich erachtet haben, ganz anders zu schätzen wissen.

 

Ich hoffe aber auch, dass wir uns die Frage stellen, was wir aus dieser Krise gelernt haben und was die Krise uns aufgezeigt hat.

 

Im Namen von Rat und Verwaltung wünsche ich Ihnen von Herzen insbesondere eines: Ein gesundes Jahr 2021!

 

Ihr Bürgermeister

Armin Pollehn