Burgdorf
Mittwoch, 28.10.2020 - 10:14 Uhr

Ausstellung "Als der Strom nach Burgdorf kam" in der KulturWerkStadt

Vom 8. November bis 10. Januar 2021

Stromleitung in der Poststraße 1928 (rechts im Bild).Aufn.:

BURGDORF

"Als der Strom nach Burgdorf kam" ist der Titel einer neuen Ausstellung, die vom Sonntag, 8. November 2020, bis zum Sonntag, 10. Januar 2021, in der KulturWerkStadt, Poststraße 2 in Burgdorf, zu sehen ist. Gastgeber sind der VVV, der Förderverein Stadtmuseum und die Stadt Burgdorf. Fördernde Unterstützung kommt von der Stadtwerke Burgdorf GmbH. Das Museum für Energiegeschichte(n) aus Hannover und das Eletrounternehmen Günther May stellten zahlreiche Exponate zur Verfügung. Für die Zusammenstellung zeichnet ein VVV-Projektteam mit Horst Regenthal, Katja Weberling, Horst Wöhler und Burkhard Wolters verantwortlich. Das Ausstellungssegment über den Einfluss der Elektrizität auf die Burgdorfer Ortsfeuerwehr gestaltete Christian July. Die Schau ist sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Im Rahmen des Verkaufsoffenen Sonntags am 8. November gelten Sonderöffnungszeiten: 11 bis 17 Uhr. Beim Besuch der KulturWerkStadt sind weiterhin die AHA-Regeln (Abstand, Hygiene und Alltagsmaske) zu beachten. Zum Beiprogramm gehört unter anderem ein stadtgeschichtlicher Spaziergang mit Christoph Adolph.

 

Elektrizität ist die Keimzelle modernen Lebens 

Fast nichts geht heute ohne Elektrizität. Ob Beleuchtung, Haushaltsführung, Verkehr, Kommunikation, Medizin - das gesamte Wirtschaftsleben und das alltägliche Leben mit der Familie oder im Singlehaushalt ist durch unendlich viele Stromanwendungsmöglichkeiten geprägt. Noch vor etwas mehr als 130 Jahren war davon in Burgdorf nichts zu ahnen. Mit der Inbetriebnahme eines eigenen Elektrizitätswerkes in der damaligen Hinterstraße 18-19 (heute Schmiedestraße 12, Geschäftsstelle des Stadtmarketing Burgdorf) am 17. Dezember 1895 begann dann auch in der Auestadt das elektrische Zeitalter. Zehn Jahre vorher war das erste öffentliche deutsche Elektrizitätswerk 1885 in Berlin in Betrieb gegangen. Im Jahr 1900 existierten bereits 653 E-Werke im damaligen Deutschen Kaiserreich, wobei in den nächsten Jahren immer mehr Stromerzeuger wie Pilze aus dem Boden schossen. Die Zahl der beleuchteten städtischen Straßenzüge und der Wirtschaftsbetriebe, die die Vorteile der elektrischen Stromversorgung nutzten, wuchs im Rahmen der stetig voranschreitenden Wirtschaftsentwicklung auch in Burgdorf rasant an, so dass nach 28 Jahren die Kapazitäten des städtischen E-Werkes nicht mehr ausreichten.

 

Städtisches Eltwerk stellte 1923 den Betrieb ein

Am 6. September 1923 stellte das Burgdorfer Elektrizitätswerk seine eigenständige Stromerzeugung ein und hatte künftig nur noch Verteilerfunktion. Die Stromversorgung in Burgdorf übernahmen zunächst die Überlandwerke und Straßenbahnen Hannover AG (ÜSTRA) und ab 1929 die Hannover-Braunschweigische Stromversorgungs AG (HASTRA). Dies Unternehmen erwarb am 1. Januar 1953 das gesamte städtische Stromleitungsnetz und pachtete Teile des Gebäudes des ehemaligen Elektrizitätswerkes. Einzelne Gebäudebereiche waren schon seit längerem als behelfsmäßige Turnhalle, andere zeitweise auch als Feuerwehrdepot genutzt worden. 1965 baute die HASTRA nach dem Abriss des alten E-Werk-Gebäudes auf demselben Gelände einen neues Betriebsgebäude. An der verlängerten Friederikenstraße setzte das Stromversorgungsunternehmen 1969 ein neues Umspannwerk in Betrieb. 1999 entstand aus einer Fusion der HASTRA mit vier anderen Energieversorgern die Avacon AG, die noch bis 2004 die Burgdorfer Stromversorgung übernahm und sie ab dem Januar 2005 an die Stadtwerke Burgdorf GmbH übergab. An dem im Jahr 2000 gegründeten kommunalen Unternehmen hält sie weiterhin ein 49-prozentigen Anteil.

 

Vom Fernseher bis zum Hochfrequenzstrahler 

Neben informativen Schautafeln, die die allgemeine Geschichte der Stromversorgung und ihren Einzug in Burgdorf Revue passieren lassen, begegnen den Ausstellungsbesuchern zahlreiche Exponate aus dem Umfeld der Stromgeschichte. Sie verdeutlichen, dass viele technische Fortschritte erst durch die massenhafte Erzeugung von Strom realisiert werden konnten. Davon profitierten neben den Wirtschaftsbetrieben in besonderem Maß die privaten Haushalte, in die seit den Wirtschaftswunderjahren immer mehr elektrische Geräte Einzug hielten, die die Hausarbeit erleichterten oder der Unterhaltung dienten. Aus der reichhaltigen Exponatspalette sind als Beispiele zu nennen: Fernseher, Radios, Plattenspieler, Staubsauger, Waschmaschinen, Herde, Bügeleisen, Heizgeräte, Föhne, Rasierer, Toaster und Mixer. Hinzu kommen Steckdosen, Glühbirnen in unterschiedlichsten Variationen, Klingeln, Stromzähler, Schalter und Isolatoren. Aus dem Bereich der Medizin stammt ein Hochfrequenzstrahler.

 

Sirenen und Weckerlinie

Dass der Einzug der Elektrizität auch die Einsatzabläufe der Burgdorfer Ortsfeuerwehr erheblich beeinflusste, zeigt ein eigener Ausstellungsabschnitt. So löste eine 1928 erstmals eingesetzte elektrische Sirene auf der St. Pankratius-Kirche - später auch an zwei anderen Orten installiert - das bisher praktizierte antiquierte Alarmierungsverfahren ab, bei dem ein Hornist bei einem gemeldeten Brandfall mit seinem Instrument durch die Straßen zog und so die Feuerwehrkameraden benachrichtigte. Ein weiterer, der Elektrizität zu dankender Fortschritt war die am 25. Mai 1935 in Betrieb genommene Weckerlinie, die erst 1972 Funkalarmempfänger ablösten. Dabei handelte es sich um eine Art von "stillem Alarm". Ein dafür durch die Stadt verlegter Draht war mit den Wohnungen der Feuerwehrmänner verbunden und löste im Alarmfall ein bei ihnen installiertes elektrisches Läutwerk aus, so dass sich die Einsatzbereitschaft wesentlich verkürzte.