Burgdorf
Dienstag, 06.10.2020 - 16:31 Uhr

Corona verändert Alltag in der Tageswohnung

Einrichtung des Diakonieverbandes Hannover-Land ist weiter geöffnet

Dr. Barbara Ensinger (links) und Angelika Obst vom Förderkreis.Aufn.: Stefan Heinze

BURGDORF

In der Hochphase der Corona-Pandemie wurde es immer und immer wieder wiederholt: "Bleiben Sie zuhause!" Doch für Wohnungslose geht das nicht. Wie hat die Pandemie das Leben in der Tageswohnung für Wohnungslose an der Burgdorfer Mühlenstraße "umgekrempelt"?

 

Maskenpflicht, Abstandsregeln und all die anderen Veränderungen in den Abläufen der Tageswohnung, einer Einrichtung des Diakonieverbandes Hannover-Land, hätten die Wohnungslosen akzeptiert, beschreibt Holger Hornbostel, Diakon und Diplom-Sozialarbeiter die Reaktionen. Es gehe den Wohnungslosen meist darum, den inneren und äußeren Aufwand im Umgang mit der Pandemie im Rahmen zu halten. "Es ist, wie es ist. Lasst mich in Ruhe", beschreibt Hornbostel eine typische Aussage der Besucher. Die mussten sich auf einige Veränderungen einstellen: Das Frühstück für Durchwanderer mussten Hornbostel und seine Kollegin Grit Schiller sowie sein Kollege Wolfgang Gärtner einstellen. Bei der wöchentlichen Lebensmittelausgabe der Tafel können die Wohnungslosen nicht mehr wählen, sondern bekommen fertig gepackte Beutel zugeteilt. Wäsche zu waschen, geht jetzt nur noch mit Terminabsprache. Die Beratungsarbeit setzen die Sozialarbeitenden mit Sicherheitsvorkehrungen wie einer Glastrennwand fort. So wird das von Hornbostel und Katharina Rösner, einer Sozialarbeiterin und Religionspädagogin im Anerkennungsjahr, geschriebene Hygienekonzept gewissenhaft umgesetzt.

 

Zu den Besuchern der Tageswohnung gehören aber nicht nur Durchwanderer, sondern auch von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen. Sie wurden gebeten, daheim zu bleiben und bekommen ihre Hartz-IV-Tagessätze seither wochenweise ausbezahlt. So kamen zweitweise statt um die 30 Personen nur noch zehn bis 15 am Tag in die Tageswohnung. Räumungsklagen wurden ausgesetzt. Das verschaffte Betroffenen sowie Beraterinnen und Beratern eine Pause, die jetzt aber vorbei ist. Insgesamt werden stetig um die 15 Personen von den Sozialarbeitenden beraten, sei es wegen Mietschulden, Problemen mit dem Jobcenter, Fragen zur Krankenversicherungen und anderen Problemen. Zwischen 15 und 27 Besucher kommen so inzwischen wieder pro Tag in die Tageswohnung.

 

Aber nicht nur für die gewöhnlichen Besucher ist in diesem Jahr alles anders, auch für die interessierten bis zu 100 Gäste, die sonst zum Tag der offenen Tür während der Woche der Diakonie kommen. Dafür ist das Haus zu klein. Die Veranstaltung musste daher ausfallen, ebenso der Türöffner-Tag für Kinder, zu dem die Tageswohnung gewöhnlich auf Anregung der Redaktion der Sendung mit der Maus des Westdeutschen Rundfunks einlädt. Veränderungen gibt es außerdem für den Förderkreis (siehe Stichwort).

 

Mehr Informationen zur Tageswohnung sind unter Opens external link in new windowwww.dv-hl.de/pages/angebote___hilfe/begegnungsstaetten/tageswohnung_fuer_wohnungslose_burgdorf/index.html zu finden.

 

Stichwort: Ökumenischer Förderkreis der Tageswohnung

Der ökumenische Förderkreis der Tageswohnung für Wohnungslose Burgdorf unterstützt das Angebot des Diakonieverbandes Hannover-Land jährlich mit 15.000 Euro aus Spendenmitteln. Damit wird für etwa zwei Arbeitstage pro Woche eine Verwaltungsangestellte finanziert, die der Sozialarbeiterin Grit Schiller sowie den Sozialarbeitern Holger Hornbostel und Wolfgang Gärtner den Rücken für ihre Arbeit mit den Wohnungslosen freihält. Ehrenamtlich im Förderkreis aktiv sind Petra Rohles, Angelika Wirz, Dr. Barbara Ensinger und Angelika Obst (Sprecherin). Sie halten insbesondere den Kontakt zu den rund 40 Dauerspendern des Kreises, die die jährliche Förderung im wesentlichen garantieren. Wichtig sind aber auch die Einzelspenden.

 

Die Verwaltungskraft wird seit dem Jahr 2006 auf diesem Wege finanziert, zunächst mit 10.000 Euro pro Jahr, inzwischen mit den genannten 15.000 Euro. Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf das Spendenaufkommen. "Wir sind in Sorge, ob der Beitrag in diesem Jahr zusammenkommt", sagt Angelika Obst.

 

Spendenkonto: Kirchenkreisamt Burgdorfer Land, Stadtsparkasse Burgdorf, IBAN: DE14 2515 1371 0000 0072 11, Verwendungszweck: Förderkreis TaWo.

 

Spenden an den Förderkreis können bei der Einkommensteuererklärung geltend gemacht werden.