Lehrte
Donnerstag, 30.04.2020 - 06:39 Uhr

Anzahl der Verkehrsunfälle in Lehrte und Sehnde gehen 2019 leicht zurück

Aufn.: Bastian Kroll

LEHRTE

Die Verkehrsunfallzahlen im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Lehrte, das für die Städte Lehrte und Sehnde zuständig ist, haben sich im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 25 Unfälle auf 1469 leicht verringert. Das geht aus der Verkehrsunfall-Statistik des Polizeikommissariates hervor, die kürzlich veröffentlicht wurde.

 

Insgesamt gab es in 2019 in Lehrte und Sehnde 209 Unfälle mit Personenschaden. Bei 37 Unfällen mit Schwerverletzten wurden insgesamt 40 Personen schwerverletzt. Bei 172 Unfällen erlitten Menschen "leichte Verletzungen". Hier gab es insgesamt 214 leichtverletzte Personen.

 

Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Anzahl der Unfälle mit Schwerverletzten um acht Prozent zu und die Anzahl der Unfälle mit Leichtverletzten um 19 Prozent ab. Als leichtverletzt gilt eine Person schon, wenn sie nach einem Unfall vorsichtshalber einen Arzt aufsuchen will oder über Schmerzen klagt, ohne einen Arzt zu benötigen. Als schwerverletzt gilt eine Person, wenn sie länger als 24 Stunden stationär in einem Krankenhaus aufgenommen wird.

 

Im Jahr 2019 gab es im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariates Lehrte auch drei Verkehrsunfälle mit getöteten Personen. Als besonders dramatisch bleibt der Unfalltod eines elfjährigen Mädchens im Januar 2019 in Erinnerung, welcher sich auf ihrem Schulweg an der Ecke Mielestraße/Ostring in Lehrte ereignete. Ein 35-jähriger Lkw-Fahrer übersah das Mädchen im Kreuzungsbereich beim Abbiegen nach rechts und erfasste hierbei das Kind, welches bei Grünlicht zeigender Ampel die Fußgängerfurt ordnungsgemäß überquerte. Das Kind erlitt tödliche Verletzungen und verstarb im Krankenhaus.

 

Die Verhältnisse der altersbezogenen Auswertung variieren in der Mehrjahresstatistik mäßig. Bei lebensälteren Menschen (65 Jahre und älter) sind die Unfallfolgen weiterhin naturgemäß regelmäßig schwerwiegender. So sind von den 40 Schwerverletzten 25 Personen alter als 65 Jahre gewesen. Die Risikogruppe der Fahranfänger ist nach wie vor stark betroffen, insbesondere in der Fallgruppe "Leichtverletzter". Die 18 bis 14 Jahren wurden in 29 Fällen als Leichtverletzter gezählt. 131 verletzte und getötete Verkehrsunfallbeteiligte (51 Prozent) waren ungeschützte Verkehrsteilnehmer: Es wurden 76 Radfahrer (im Vorjahr: 76), 23 Fußgänger (im Vorjahr: 24) und 32 Kradfahrer (im Vorjahr: 33) verletzt. Die Anzahl der verletzten und getöteten ungeschützten Verkehrsteilnehmer ist damit weiterhin auf dem gleichen hohen Niveau, wie in den Vorjahren.

 

Von den 1469 Verkehrsunfällen im Jahr 2019 waren 418 Verkehrsunfallfluchten. Die erneute Zunahme von Verkehrsunfallfluchten im Jahr 2019 um vier Prozent hat sich fortgesetzt. Die Aufklärungsquote liegt bei 42,11 Prozent und konnte wie die Aufklärungsquote bei Verkehrsunfallfluchten mit Verletzten gesteigert werden. 22 Personen waren bei Unfällen verletzt worden, bei denen die Polizei wegen Unfallflucht ermittelte.

 

Acht Unfälle endeten an einem Straßenbaum. Damit hat sich die Zahl dieser Unfallkategorie deutlich verringert (im Vorjahr: 18).

 

23 Personen (im Vorjahr: 24) standen bei Verkehrsunfällen unter Alkoholeinfluss, bei einer Person (drei Personen im Vorjahr) wurde Drogeneinfluss festgestellt. Ohne Unfallbezug wurden in Lehrte und Sehnde 49 Fahrzeugführer (im Vorjahr: 69) unter Alkoholeinfluss und 80 Fahrer unter Drogeneinfluss (im Vorjahr: 53) angetroffen. Während die Anzahl der festgestellten Fahrer unter Alkoholeinfluss abnahm, war eine deutliche Zunahme drogenbeeinflusster Kraftfahrzeugführer festzustellen.

 

Die steigende Anzahl verletzter und getöteter Motorradfahrer, Fahrradfahrer und Fußgänger (ungeschützte Verkehrsteilnehmer) weise darauf hin, dass diese Verkehrsteilnehmer insbesondere von den Kraftfahrzeugführern nicht im ausreichenden Maße wahrgenommen werden.

 

"Kraftfahrzeuge werden zunehmend zum fahrenden Büro. Soziale Medien und vielfältigste Kommunikationsmöglichkeiten beschäftigen den Kraftfahrer. Die Kraftfahrzeughersteller setzen vermehrt auf unterstützende Assistenzsysteme. Diese helfen zwar einerseits Gefahren zu erkennen und lassen das Fahrzeug reagieren, lenken jedoch andererseits vom eigenständigen vorausschauendem Fahren auf der Straße ab", so die Polizei. "Auch die Nutzung von Mobiltelefonen und anderem elektronischen Equipment während der Fahrt, auf legale aber auch auf nicht legale Weise, beanspruchen die Wahrnehmungsressourcen und Aufmerksamkeit von Kraftfahrzeugführern, die dann im Straßenverkehr fehlt", heißt es in der Verkehrsunfallstatistik des Polizeikommissariates Lehrte.

 

Hier gilte es anzusetzen, verkehrserzieherisch einzugreifen und vor allem Fahranfänger im Rahmen des Fahrschulprojekts der Polizei Lehrte aber auch bereits langjährige Kraftfahrzeugführer und Mediennutzer von der Gefährlichkeit ablenkender Mediengeräte zu überzeugen, "nötigenfalls durch Ahndung mittels gestiegener Bußgelder und durch Fahrverbote", so die Polizei.

 

Andererseits sei hierbei auch die große Gruppe der betroffenen Fahrradfahrer in verkehrspolizeiliche Maßnahmen einzubeziehen, denn auch diese seien nicht selten die Verursacher von Verkehrsunfällen. Hier beginnt die polizeiliche Verkehrserziehung bereits in Lehrter und Sehnder Kindergärten und Grundschulen, aber auch Eltern und schulische Einrichtungen haben ihren Anteil an der Verkehrssicherheitsarbeit, müssen Vorbild sein und die Kinder auf die Gefahren im Straßenverkehr vorbereiten.

 

Oft unterschätzt würden die Gefahren durch Fahrräder mit Tretunterstützung, sogenannte E-Bikes und Pedelecs, die überwiegend von den Senioren genutzt werden. "Sehr schnell kommt es bei diesen Verkehrsmitteln zur Selbstüberschätzung, denn die gefahrene Geschwindigkeit erhöht sich deutlich und wird bereits nach sehr kurzer Zeit nicht mehr so wahrgenommen", so die Polizei.

 

Unfallträchtiges häufiges Fehlverhalten von Fahrradfahrern sind defekte oder nichtgenutzte technische Einrichtungen (Licht, Bremse) sowie Fahren in der falschen Fahrtrichtung sowie fehlerhafte Fahrbahnnutzungen und Querungen.

 

Zur Eindämmung der Verkehrsunfälle mit schweren Folgen wurde im Jahr 2019 in Lehrte und in Sehnde Verkehrsüberwachung betrieben. 944 qualifizierte Verkehrsordnungswidrigkeitenanzeigen (im Vorjahr 1009) wurden gefertigt und 1056 Verwarnungen (im Vorjahr 1739) ausgesprochen. Im Rahmen der Verkehrsüberwachung wurden schwerpunktmäßig 600 (im Jahr 2018: 557) Verstöße durch unerlaubte Nutzung von Mobiltelefonen festgestellt und geahndet. Zudem wurden schwerpunktmäßig Drogenkontrollen im Straßenverkehr durchgeführt und 80 Fahrer unter Drogeneinfluss (im Jahr 2018: 53) festgestellt, sowie Schulungen der Beamten zur Erkennung drogenbeeinflusster Kraftfahrzeugführer durchgeführt. Weitere deutliche Schwerpunkte wurden zur Steigerung der öffentlichen Sicherheit und Eindämmung der allgemeinen Kriminalität auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen rund um die Bahnhöfe und in den Innenstadtbereichen von Sehnde und Lehrte gesetzt, so dass zur Verkehrsüberwachung insgesamt im vergangenen Jahr weniger Ressourcen eingesetzt wurden, als im Jahr 2018.

 

Im Jahr 2020 stehen die Hauptverkehrsunfallursachen ebenfalls wieder im Fokus der Lehrter und Sehnder Polizei. Zu diesen gehören das Fehlverhalten von und gegenüber Radfahrern und Fußgängern (ungeschützte Verkehrsteilnehmer). Ein besonderer Schwerpunkt werde weiterhin auf die Überwachung der verbotenen Handynutzung gelegt. Auch das Fahrschulprojekt der Lehrter Polizei zur präventiven Sensibilisierung der Risikogruppe junger Fahrer und Fahranfänger werde wieder intensiviert. Hier engagieren sich Lehrter Polizeibeamtinnen und -beamte bei der Unterstützung der Fahrschulen mit einer Vortragsreihe für Fahranfänger über Gefahren, die beispielsweise durch die illegale Nutzung von Mobiltelefonen im Straßenverkehr entstehen. Allerdings stellen sich in der aktuellen "Corona-Situation" ganz andere Herausforderungen an die Polizei, so dass die Verkehrsüberwachung in der Zielsetzung des Polizeikommissariats Lehrte bei dem derzeit reduzierten Straßenverkehrsaufkommen eine nachgeordnete Rolle spielt. Die weitere Entwicklung bleibe abzuwarten.