Sehnde
Montag, 06.04.2020 - 18:10 Uhr

Im Ruderverein beginnen die Vorbereitungen für den Bau einer neuen Bootshalle

Die freiwilligen Helfer des RGF setzten eigenhändig das Spielhaus um.Aufn.:

SEHNDE/LEHRTE

Bereits im vergangenen Jahr ist groß darüber berichtet worden, dass der Ruderverein für das Große Freie (RGF) Lehrte/Sehnde eine neue Bootshalle bauen möchte und dafür bei den Städten Lehrte und Sehnde Gelder beantragt hatte. Daneben wurde auch beim Regionssportbund (RSB) die Förderung von 30 Prozent beantragt. Die Übergabe der Bewilligungsbescheide des RSB verzögerte sich seit Anfang Februar immer wieder, da die Bewilligungsbescheide des Ministeriums noch nicht vorlagen. Als Sie dann endlich vorlagen, konnten sie nicht mehr persönlich übergeben werden, da bereits das Kontaktverbot der Region im Rahmen der Corvid 19 Prävention verhängt worden war. Und so sandte der RSB die Bescheide dann doch schweren Herzens per Post, aber übergab dann in einer Videokonferenz am 30. März 2020 noch virtuell die Schecks. Der Ruderverein erhält vom RSB die Fördersumme von 28.893 Euro. Das entspricht 30 Prozent der förderfähigen Baukosten. Die Baukosten selbst belaufen sich auf rund 111.000 Euro. Die Stadt Sehnde hat in Ihrem Haushalt für 2020 den Zuschussbetrag in Höhe von rund 21.000 Euro eingestellt. Bei der Stadt Lehrte ist der gleiche Betrag beantragt worden. Hier ist die Entscheidung über den Haushalt jedoch verschoben worden. Der relativ niedrige Betrag für so ein großes Projekt von 111.000 Euro ist nur möglich, weil der RGF angekündigt hat, mit viel Eigeninitiative Teile des Projekts zu verwirklichen. Das ist alte Tradition im Verein, auch das Clubhaus und die erste Bootshalle ist mit viel Schweiß und Eigeninitiative in mehr als 5000 Stunden selbst gebaut und ausgebaut worden.

 

Und der Bau hat bereits begonnen. So hatten die Städte und der RSB im März den vorzeitigen Maßnahmenbeginn genehmigt. Das war wichtig, denn so konnten noch vor Beginn der Setz- und Brutzeit die acht Bäume gefällt werden die am Platz der neuen Bootshalle standen. Nachdem dann später auch die Baumstuken mit Bagger und Trecker entfernt wurden ist bereits ein Teil des Bodenaushubs erledigt. Für die weitere Vorbereitung des Baus war noch das Umsetzen eine Fertiggarage und des Kinderspielhauses erforderlich. Das Spielhaus wurde dann kurzerhand an seinen neuen Platz mit viel helfenden Händen umgetragen. Für die Garage wurden von den Mitgliedern die neuen Streifen-Fundamente gegossen und in der zweiten Märzhälfte hob dann ein Kran eine der Garagen an ihren neuen Platz. Auch hier ist bereits mit viel Eigeninitiative ein gepflasterter Vorhofbereich entstanden.

 

Jetzt wartet der RGF noch auf eine Genehmigung zur Entwässerung der Halle und auf den Fundamentplan und dann geht es weiter. Ziel ist es, im Herbst 2020 die neue Halle einzuweihen. Teile der Fundamente werden wieder in Eigeninitiative erledigt. Der Hallenbauer stellt nur das Gerüst und die Dachabdeckung. Die Verkleidung der Halle sowie die Pflasterarbeiten in und um die Halle werden dann wieder in Eigenarbeit erstellt. Daher ist nicht genau absehbar wann das Ziel erreicht wird.

 

Der Ruderverein in Zeiten von Corona

Aber was macht so ein Verein, wenn er vollständig stillgelegt wird? Da heißt es improvisieren. Zu dieser Zeit ist der RGF meist schon auf der Regatta Bremen und Münster sowie auf der Teufelsmoorrallye und dem Wesermarathon unterwegs beziehungsweise zumindest angemeldet. Aber so wie der Trainingsbetrieb sind auch diese Veranstaltungen abgesagt. Aber trainieren müssen ja trotzdem alle. 

So gibt es da zunächst die Kinder und Jugendlichen. Einige haben eigene Ruderergometer zu Hause, an andere hat der RGF die Vereinsergometer, die Spinningbikes, Gewichte und Matten ausgeliehen. Den Trainingsplan für einen Monat hat das Trainerteam zusammengestellt und verschickt. Kleine Aufgaben werden daneben regelmäßig per Instagram an die Sportler übermittelt. Da stehen dann Ergo Rudern, Gymnastik und Stabilisationstraining genauso auf dem Plan wie joggen. Aber der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Und so halten sich die jungen Sportler daneben auch noch fit mit Inlineskaten, Seilspringen auf dem Trampolin, Klimmzug üben und Rennrad fahren.

 

Als Motivation für alle aktiven Ruderer hat der Schülerruderverband eine Ergometer-Challenge ins Leben gerufen. Jeden Monat muss eine bestimmte Strecke zurückgelegt werden. Die Ergebnisse werden im Internet hochgeladen und am Ende des Monats die drei schnellsten Ruderer je Altersklasse geehrt.

 

Die erwachsenen Ruderer haben zum Teil auch eigene Ergometer zu Hause. Ansonsten sind sie viel auf dem Fahrrad unterwegs, gehen walken, joggen, aufs Laufband oder machen Yoga auf der Matte. Stillstand gibt es auch im Erwachsenenbereich im Verein nicht. Einige haben auch keine Zeit für Sport, sondern arbeiten heimische Baustellen ab.

 

Auf dem Vereinsgelände dagegen ist derzeit Stillstand. Einzig aus der Werft dringen ab und an Schleifgeräusche. Eine Passion, die schon fast 40 Jahre währt: Alten Ruderbooten wieder neues Leben einhauchen. Der Bootswart des RGF begibt sich zweimal die Woche in die vereinseigene Reparaturwerft, um an den Booten zu werkeln, meistens mit Hilfe anderer Vereinsmitglieder, in Corona-Zeiten allerdings immer allein. Beim Bau der jetzigen Halle wurde ein Raum von 3 mal 12 Metern eingeplant, in dem laminiert, geleimt, gehobelt und lackiert werden kann. Die Maske trägt er nicht wegen des Corona-Virus, sondern wegen des Schleifstaubs. Momentan gibt es zwei Projekte; eins ist ein Renneiner, der auf einer Donauwanderfahrt aus Bratislava gegen eine kleine Spende mitgenommen wurde. Der Verkäufer vom dortigen Ruderverein hatte ein Lächeln auf den Lippen, denn er hat wohl nicht mit einer Restaurierung gerechnet. Das andere wurde auf einer Wanderfahrt in Vegesack entdeckt.Hierbei handelt es sich um einen Empacher-Rennzweier, der bei der renommierten Werft Empacher momentan etwa 16.000 Euro kosten würde. Das etwas defekte Wrack aus Vegesack kostete nur 400 Euro und wird für den gehobenen Breitensport der Erwachsenen hergerichtet. Mit seiner Länge von zehn Metern und einer Breite von 38 Zentimetern besitzt das Boot locker eine Tragkraft von zweimal 100 Kilogramm. Der Zweier sollte ursprünglich bis zum Anrudern fertig werden, aber in diesem Jahr gibt es keine Eile, denn auch das Anrudern hat der RGF abgesagt. Das Verfahren, Boote zu entdecken, die für den Vorbesitzer wertlos sind, weil das handwerkliche Geschick für die Reparatur nicht gegeben ist, und für den RGF aufzuarbeiten und wieder in Betrieb zu nehmen, ist eine oft angewandte Praxis. Der Großteil der etwa 50 Vereinsboote des RGFs  ist auf diese Weise an den Mittellandkanal gekommen. Neue Boote kann sich der kleine Verein  nur selten leisten. Auf diese Weise hat der RGF einen wohlsortierten Bootspark, der so selbst bei viel größeren Vereinen selten zu finden ist.

 

Die Vorsitzende beschäftigt sich gerade mit dem Archiv des RGF. Das Ehepaar Strehlau aus Sehnde, fast seit Beginn der Vereinsgründung dabei, haben in all den Jahren die Zeitungsartikel ausgeschnitten und gesammelt. Diese wurden in den vergangenen Wochen von der Vorsitzenden gesichtet, nach Jahren sortiert und digitalisiert. Zudem werden sie auch noch im Original auf dem Dachboden aufgehoben. Das Tagebuch des Vereinsgründers Erich Schlicht aus dem Jahr 1959 gehört ebenso dazu wie das Foto von der Bootstaufe des ersten Vereinsbootes Fromme Helene. Während andere Boote schon längst ausgemustert wurden ist die Fromme Helene ein Boot, das noch heute gerudert wird und sehr beliebt bei den Erwachsenen ist. Aber auch die Protokollbücher sind seit Vereinsgründung noch vorhanden. Daneben gab es aber auch einige Unterlagen die mittlerweile vernichtet werden können. Und so steht auch der Aktenvernichter derzeit nicht still.

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