Lehrte
Freitag, 06.12.2019 - 23:34 Uhr

Häusliche Gewalt: Beratungsangebot wird ausgebaut

SPD-Landtagsabgeordnete Lesemann und Hanisch besuchten AWO Frauenberatungsstelle in Lehrte

Die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Dr. Silke Lesemann (links) und Thordies Hanisch (2. von links) informierten sich bei Ute Vesper, AWO Fachbereichsleiterin Kinder, Jugend und Familie, und AWO Beraterin Brigitte Mende über die Arbeit der Frauenberatungsstelle.Aufn.:

LEHRTE

Die AWO-Frauenberatungsstelle bei häuslicher Gewalt in Burgdorf, Lehrte, Sehnde und Uetze bekommt eine höhere finanzielle Unterstützung von der Region Hannover und kann ihr Beratungsangebot ausbauen. Über dieses und andere Themen haben Ute Vesper, AWO-Fachbereichsleiterin Kinder, Jugend und Familie, und AWO-Beraterin Brigitte Mende mit den SPD-Landtagsabgeordneten Dr. Silke Lesemann und Thordies Hanisch gesprochen. Lesemann ist für den Bereich Sehnde zuständig, Hanisch für Lehrte, Burgdorf und Uetze - die beiden Abgeordneten besuchten die AWO-Frauenberatungsstelle in ihren Räumen in Lehrte, um sich über die aktuelle Situation und die Umsetzung der Angebotserweiterung zu informieren.

 

In Sehnde steigt die Sprechzeit künftig von 9 auf 18, in Lehrte von 17 auf 34, in Burgdorf von 12 auf 24 Stunden und in Uetze von 8 auf 16 Wochenstunden. Neu dabei ist: Die von Gewalt betroffenen Frauen in Sehnde, Burgdorf und Uetze müssen nicht mehr nach Lehrte kommen, sondern die Beratung erfolgt vor Ort. In Sehnde wird die AWO-Frauenberatung im Rathaus untergebracht sein und im Januar starten, in Burgdorf im Pflegestützpunkt und ebenfalls im Januar ihre Arbeit aufnehmen und in Uetze geht es etwas später los - der Ort steht noch nicht fest. "Der Beratungsbedarf ist vorhanden, deshalb sind wir sehr froh, dass die Politik die Stunden aufgestockt hat", betonte Vesper.

 

Die erweiterten Sprechzeiten seien eine wichtige Hilfestellung für die betroffenen Frauen. "Sie bringen viel Mut auf, eine Beratungsstelle aufzusuchen, um der Gewalt zu entkommen - wenn sie uns dann nicht erreichen, kann es sein, dass sie kein zweites Mal anrufen", berichtet Mende. Häusliche Gewalt sei eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen: Mehr als jede vierte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens Gewalt in einer Beziehung. "Und wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus", sagte Vesper.

 

Die AWO-Beratungsstelle Ostkreis hat im vergangenen Jahr rund 140 Frauen beraten, 40 von ihnen wurden nach einer Anzeige bei der Polizei an die Beratungsstelle verwiesen. Auch in diesem Jahr ist die Zahl der Fälle nicht gesunken - sie sei weiterhin konstant hoch. "Häusliche Gewalt betrifft Frauen allen Alters und aller sozialen Schichten", betonte Mende. Auffällig sei, dass sich im Zuge der me-too-Debatte mehr Frauen an die AWO-Beratungsstelle gewandt haben. "Häusliche Gewalt ist weiterhin ein Tabuthema - deshalb ist Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit so wichtig", sagte Mende. Für die Betroffenen sei es häufig schwer, sich Hilfe zu holen und sie anzunehmen. "Gewalt in der Familie und Beziehung ist immer noch mit großer Scham verbunden. Die Betroffenen geben sich eine Mitschuld an den Taten, obwohl allein die Täter dafür verantwortlich sind", so die Beraterin. Aufgabe der Beraterinnen sei es, die Frauen in ihrem Selbstvertrauen zu stärken, damit sie künftig ein gewaltfreies Leben führen können.Aber auch Präventionsarbeit sei wichtig. Beraterin Mende betonte auch die Aufklärungsarbeit an Schulen. "Junge Frauen müssen darüber aufgeklärt werden, was in einer Beziehung normal ist und was nicht - durch Präventionsarbeit lassen sich Gewaltsituationen vermeiden", betonte Mende.

 

Häusliche Gewalt umfasse körperliche, sexualisierte und psychische Gewalt. Zu den neueren Phänomenen gehört laut Mende beispielsweise das digitale Stalking mit Hilfe von Spyware auf dem Handy. "Eine Betroffene aus Lehrte erzählte mir, dass ihr Mann sie damit ständig überwacht", berichtete Mende. Ein großes Problem sei derzeit auch der Mangel an bezahlbaren Wohnungen in der Region Hannover. "Frauen trennen sich oftmals nicht, weil sie nicht wissen, wo sie nach ihrem Auszug wohnen können. Ich wünsche mir von der Politik, dass sie Unterbringungsmöglichkeiten mit Beratungsangeboten schafft", sagte Vesper.

 

Frauen vor Gewalt zu schützen, sei auch ein wichtiges Thema für die SPD-Landtagsfraktion, betonte Lesemann, die auch Vorsitzende der AWO Region Hannover ist. Ihre Fraktion habe im Zuge der Haushaltsverhandlungen durchgesetzt, dass die Frauenhäuser in Niedersachsen mit 400.000 Euro zusätzlich unterstützt werden. "Als Landtagsabgeordnete und Kommunalpolitikerinnen werden wir uns weiterhin bei diesem Thema engagieren", versprach Hanisch.