Lehrte
Mittwoch, 23.10.2019 - 18:34 Uhr

"Wir wollen Menschenfischer sein": Pfarrversammlung von St. Bernward berät Zukunftspläne

120 Gemeindemitglieder kamen zur Pfarrversammlung in St. Bernward.Aufn.: Martina Bloch

LEHRTE

Menschenfischer werden - dieses Ziel hat sich der Pfarrgemeinderat von St. Bernward-Lehrte für die Arbeit in den nächsten vier Jahren gesetzt. Auf einer Pfarrversammlung berichteten Vertreter des Rates ebenso wie des Kirchenvorstandes an diesem Sonntag über ihre Zukunftspläne. Mit 120 Gemeindemitgliedern war der Saal im Pfarrheim vollständig besetzt.

 

Die Versammlung tagte etwa ein Jahr nach den personellen Veränderungen in der katholischen Gemeinde. Mit dem Abschied von Pfarrer Roman Blasikiewicz übernahm im Herbst vergangenen Jahres ein dreiköpfiges Pfarrteam unter Pfarrer Franz Kurth die Gemeinde. Das Team betreut gleichzeitig St. Martin in Hannover. In absehbarer Zeit soll dieser Pfarrverbund um St. Nikolaus Burgdorf ergänzt werden.

 

Mit diesen personellen Verflechtungen der Pfarrgemeinden reagiert das Bistum auf gesellschaftliche Veränderungen wie die nachlassende Bindung an die Kirche oder den demographischen Wandel. Diese Veränderungen spiegeln sich in der alltäglichen Gemeinde-Arbeit wider, wie Pfarrer Franz Kurth berichtete. So wird zum einen Anfang Dezember St. Theresia Ahlten feierlich in den Besitz der koptischen Gemeinde übergeben. Dennoch wird dort donnerstags weiterhin die katholische Messe gefeiert werden können. Zum anderen berät eine Arbeitsgruppe über ein neues Gesamtkonzept für den Friedhof. "Zwei Drittel selbst der katholischen Beerdigungen sind mittlerweile Urnen-Beisetzungen. Das schafft freie Flächen zum Beispiel für Beerdigungen unter Bäumen", gewährte Kurth Einblick in die gegenwärtigen Überlegungen.

 

Zu den für die Kirche schmerzlichen Herausforderungen gehöre sicherlich das Thema sexuelle Gewalt. "Als Kirche haben wir hier Vorbild zu sein. Zwar ist in unserer Gemeinde kein Kind missbraucht worden. Wir haben aber die Pflicht, alles zu tun, dass Kinder sich in unserer Gemeinde stets sicher fühlen dürfen", versicherte Kurth. Darum wurden alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter, die mit Kindern arbeiten, speziell geschult. Die Arbeitsgruppe unter dem im letzten Jahr ernannten Präventionsbeauftragten Michael Messner hat unter anderem die Räumlichkeiten der Gemeinde inspiziert. Überdies soll ein Flyer erscheinen. Ebenfalls wird an einem detaillierten Präventionskonzept gearbeitet.

 

Der Blick in St. Bernward geht strikt nach vorn. Die Gemeinde will nicht nur ihren Kirchen in den kommenden Jahren mit einem warmen Rot statt des beruhigenden Mint einen lebendigeren Anstrich verpassen. Sie will auch selbst lebendiger werden. So arbeitet der Pfarrgemeinderat an Ideen für eine offenere und vielfältigere Ansprache jener katholischer Christen, die ihrer Kirche augenblicklich fern stehen. Jugendliche sollen in Gemeinde und Messen mit eigenen Angeboten deutlich sichtbarer werden. Darüber hinaus werde gerade die Ehrenamtsarbeit modernisiert und auf demografiefeste Füße gestellt "Wir wollen wieder Menschenfischer sein", bekräftigte Pfarrer Kurth die Absichten der Gemeinde. Auch organisatorisch werden für all diese Entwicklungen gegenwärtig die Weichen gestellt. Der junge Kaplan David Bleckmann werde am Jahresende die obere Etage des komplett sanierten Pfarrhauses beziehen. Damit sei in der Gemeinde wieder ein Seelsorger vor Ort. Außerdem werde Gemeindereferentin Astrid Tute dort räumlich effizienter an die Organisationsstrukturen des Pfarrbüros heranrücken.

 

Wenn die Gemeinde 2020 ihr 125. Jubiläum feiert, werden Zeichen der Erneuerungen sicherlich schon an mehr als nur an den gerade liebevoll restaurierten Plastiken von Petrus und Paulus zu erkennen sein. "Durch St. Bernward weht ein neuer, frischer Wind." Das war in der Pfarrversammlung wie bei den anschließenden Gesprächen bei Kaffee und Kuchen zu merken.