Burgdorf
Sonnabend, 17.08.2019 - 10:10 Uhr

Stadtführung "Jüdisches Leben in Burgdorf" am 8. September

Als der Antisemitismus das Alltagsleben vergiftete

Aufn.:

BURGDORF

Zum Saisonausklang lädt der Verein Stadtmarketing Burgdorf (SMB) am Sonntag, 8. September 2019, zu der Stadtführung "Jüdisches Leben in Burgdorf" ein. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Wicken-Thies-Brunnen auf dem Spittaplatz. Teilnehmerkarten gibt es bei Bleich Drucken und Stempeln, Braunschweiger Straße 2, Telefon 05136/1862.

 

Die von Brigitte Janssen geleitete Führung erinnert an eines der dunkelsten Kapitel der Burgdorfer Geschichte. Wie in ganz Deutschland trugen die 1933 an die Macht gelangten Nationalsozialisten die Verantwortung dafür, dass Burgdorfer Einwohner jüdischen Glaubens unter zahlreichen Repressionen litten und sich willkürlichen Anfeindungen durch die Handlanger des Regimes ausgesetzt sahen. Als wehrlose Opfer eines absurden Antisemitismus blieb ihnen keinerlei Möglichkeit, den bisher gewohnten Lebensalltag unbehelligt fortzusetzen und sich der drohenden Deportation in ein Vernichtungslager zu entziehen.

 

In der Führung geht es darum, die Aufmerksamkeit auf das Schicksal der früher in der Stadt lebenden jüdischen Mitbürger zu richten und auf die lange Tradition des jüdischen Glaubens hinzuweisen. Brigitte Janssen stellt den Teilnehmern Örtlichkeiten vor, an den sich bis in die 1930er Jahre jüdisches Leben abspielte. Darunter befand sich die bis 1934 genutzte Synagoge, deren ehemalige Räumlichkeiten 2008 eine neue Bestimmung als KulturWerkStadt fanden. Eine Gedenktafel weist daraufhin, dass das Museum einmal als Stätte des Gebetes fungierte. An die Häuser, in denen Einwohner jüdischen Glaubens lebten, erinnern seit 2006 "Stolpersteine", die als Messingplatten flach im Bürgersteig eingesetzt worden sind und Inschriften mit den Namen sowie Angaben über das weitere Schicksal der Bewohner enthalten. Die Führungsteilnehmer erfahren, welche dramatischen Lebensläufe sich hinter Familiennamen wie Cohn, Rosenberg und Moosberg verbergen.

 

Entsprechende Passagen in den Büchern "Die gläserne Wand" von Ernst Pinchas Blumenthal und "Alles ganz normal" von Julia Brandes nimmt Brigitte Janssen zum Anlass, über die in beiden Werken beschriebenen, ehemaligen Stätten jüdischen Lebens in Burgdorf zu berichten. In seinem 1960 geschriebenen Buch erzählt Blumenthal von seinen Kindheitserlebnissen als jüdischer Junge "in der kleinen Stadt" Burgdorf und beschreibt viele Personen aus seinem damaligen Umkreis. Der 2013 erschienene Erzähl- und Bildband von Julia Brandes widmet sich dem Schicksal der jüdischen Familie Cohn aus Burgdorf.

 

Im Ratssaal des Schlosses lenkt Brigitte Janssen den Blick auf das am 4. November 2008 enthüllte Gedenkfries mit den Namen der Burgdorfer Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Für dessen Gestaltung zeichnet der Flensburger Maler und Bildhauer Uwe Appold verantwortlich.