Lehrte
Freitag, 14.06.2019 - 16:20 Uhr

Politik zum Anfassen im Müttercafé an der Masch

1. Reihe (stehend von rechts) Helga Laube-Hoffmann (SPD), Olfa Kacem-Elaliani (Stadtteilmutter), Petra Drescher (SPD), Heike Köhler (CDU), Najah Akko (Stadtteilmutter); Links die Projektleiterin Veronika Schulte.Aufn.:

LEHRTE

Was ist eigentlich der Stadtrat? Und was macht so ein Stadtrat? Diese und ähnliche Fragen hatten Migrantinnen, die das Müttercafé an der Masch in der Grundschule I in Lehrte besuchen. Beantwortet wurden sie am gestrigen Donnerstag, 13. Juni 2019, von Politikerinnen aus dem Rat der Stadt Lehrte. Petra Drescher und Helga Laube-Hoffmann von der SPD sowie Heike Köhler, die Ortsbürgermeisterin von Ahlten (CDU), nutzten die Einladung ins Müttercafé, um sich selbst ein Bild von dem Projekt zu machen und mit den Gästen ins Gespräch zu kommen. Die meisten Frauen, die das Café besuchen, haben eine Fluchtgeschichte.

 

Das Müttercafé an der Masch ist eines von zwei Cafés, die das Netzwerk "Lehrte hilft" an Lehrter Grundschulen als Anlaufstelle für Frauen mit Migrationshintergrund betreibt. Vier qualifizierte Stadtteilmütter, die selbst einen Migrationshintergrund haben, übersetzen Briefe und stehen den Gästen mit Rat und Tat zu Seite. "Viele unserer Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund. Das Müttercafé ist eine wichtige Schnittstelle für den Kontakt zu ihren Müttern. "Die Übersetzung der Stadtteilmütter bei Gesprächen ist für uns eine große Hilfe", freut sich Insa Schwarze, die Sozialarbeiterin der GS I.

 

Auch die Politikerinnen sind beeindruckt von dem Projekt. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung mit überraschenden Umarmungen hörten sie sich die Probleme an, vor denen die geflüchteten Familien stehen. So kommen schwierige Wohnsituationen zur Sprache aber auch ein Antrag auf Familienzusammenführung, der seit langer Zeit keinen Fortschritt erkennen lässt. Wie furchtbar ist es für die Mutter, zwei ihrer Kinder seit vier Jahren nicht mehr gesehen zu haben? Beide sind zusammen mit dem Vater auf der Flucht in der Türkei hängen geblieben. "Leider können wir nicht bei allen Problemen helfen", bedauert Helga Laube-Hoffmann und sagt zu, "dort wo die Stadt Möglichkeiten hat, werden wir uns aber einsetzen."

 

Eine ganz große Schwierigkeit, vor der sehr viele Familien stehen, ist das mangelnde Angebot an Kita-Plätzen. So haben die Mütter keine Möglichkeit, einen regulären Deutschkurs zu besuchen und ihre Kinder kommen kaum mit der deutschen Sprache in Kontakt. "Fehlende Kindergartenplätze sind ein Problem, das sich vor allem in der Zukunft auswirkt", konstatiert Heike Köhler. "Die Kinder haben zu wenig Gelegenheit, vor der Einschulung Deutsch zu lernen. Das wirkt sich auf ihre gesamte Schullaufbahn negativ aus." Die Schilderungen der Frauen nehmen die Politikerinnen zum Anlass, in zwei Fällen umgehend tätig zu werden. "Es war gut und wichtig, das Projekt vor Ort selbst zu erleben", fasst Petra Drescher ihre Eindrücke zusammen, denn "hier wird wichtige Arbeit zur Integration geleistet."