Burgdorf
Montag, 20.05.2019 - 20:20 Uhr

Interkultureller Familiengesundheitstag für Migrantenfamilien in Burgdorf

Im geschützten Raum über Tabuthemen sprechen

Das Organisationsteam.Aufn.:

BURGDORF

Migrierten und geflüchteten Menschen fällt es nicht leicht, sich im hiesigen Gesundheits- und Hilfesystem zurecht zu finden. Einen Flyer lesen, eine Beratungsstelle aufsuchen, zu einem öffentlichen Vortrag gehen? Sprachbarrieren und kulturelle Prägungen verhindern das häufig. Insbesondere Frauen werden mit der herkömmlichen Informationsvermittlung schlecht erreicht - obwohl sie eine zentrale Rolle für die Gesundheit der gesamten Familie, aber auch in der Community spielen. Am Sonnabend hat die Gleichstellungbeauftragte der Stadt Burgdorf, Petra Pape, erstmals zum "Interkulturellen Familiengesundheitstag" in die Grundschule Hannoversche Neustadt eingeladen - mit großem Erfolg.

 

Die Aidshilfe Niedersachsen (AHN) hat die niedrigschwelligen Informationstage für Migrantenfamilien über drei Jahre erfolgreich erprobt und evaluiert. Mit diesem innovativen Format lassen sich generations-, kultur- und geschlechterübergreifend schwer erreichbare multikulturelle Zielgruppen ansprechen und integrieren. Unter dem Projektnamen "your Health - your Rights" werden die Interkulturellen Familiengesundheitstage jetzt in die Praxis der kommunalen Gesundheits-, Präventions- und Flüchtlingsarbeit in Niedersachsen verankert.

Gelungener Auftakt

Die Premiere in Burgdorf ist geglückt. Gastgeberin Petra Pape, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Burgdorf, äußerte sich am Ende des Tages begeistert: "Wir konnten viele Familien aus verschiedenen Nationen begrüßen. Mütter, Väter, junge und alte Menschen haben sich umfassend über Beratungsangebote und Hilfen bei uns vor Ort informiert, konnten sämtliche Fragen stellen und in vertraulicher Atmosphäre selbst über schwierige Themen wie Sexualität und Verhütung sprechen. Beim gemeinsamen Mittagessen kamen sich viele Familien näher." Kooperationspartner des ersten Interkulturellen Familiengesundheitstages in Burgdorf waren das Deutsche Rote Kreuz Burgdorf, die BKK exklusiv, das Burgdorfer Bündnis für Familien und die Aidshilfe Niedersachsen. Das Projekt "your Health - your Rights" wird vom Land Niedersachsen und der Michael Stich Stiftung gefördert. Unterstützung für den ersten Interkulturellen Familiengesundheitstag in Burgdorf kam außerdem von den Pharmaunternehmen Janssen und MSD.

Niedrigschwelliges Konzept bewährt sich

"Um die Hemmschwelle für eine Teilnahme möglichst niedrig zu halten, wird die gesamte Familie zum Interkulturellen Gesundheitstag eingeladen. Für jedes Familienmitglied gibt es ein eigenes Programm. Damit entstehen geschützte Räume für Mädchen und Frauen, für Männer und Väter sowie deren heranwachsende Söhne. Kleinere Kinder werden in einem separaten Raum betreut und unterhalten", erläutert Ingrid Mumm von der Aidshilfe Niedersachsen. Sie koordiniert "your Health - your Rights", steht den Kommunen mit Expertise, vielfältigen Erfahrungen, einem Netzwerk aus geeigneten Referenten und Sprachmittlern, mit bewährten Materialien bei der Entwicklung und Organisation des jeweils passenden Angebots zur Seite. Die inhaltliche Ausrichtung richtet sich nach den jeweiligen Fragen und Bedürfnissen der Teilnehmenden.

Vertraulicher Austausch in lockerer Atmosphäre

Im Mittelpunkt der Interkulturellen Familiengesundheitstage stehen der interaktive und kultursensible Austausch sowie kurze Vorträge über Frauengesundheit, den weiblichen Körper, über Schwangerschaft, Geburt und Gesundheitsvorsorge. Das Frauenprogramm in Burgdorf haben die erfahrene Gesundheitsexpertin Susan Bagdach vom Interkulturellen Frauen und Mädchen Gesundheitszentrum Holla e.V. und die Nienhagener Hebamme Cathrin Meinecke-Büchler gestaltet. Der DRK-Ortsverein führte die männlichen Besucher in Erste Hilfe ein. Ulf Gronau aus Hannover gestaltete einen lockeren Austausch über Männergesundheit.

Individuelle Ansätze für Interkulturelle Gesundheitstage

Das Niedersächsische Sozialministerium hat der Aidshilfe Niedersachsen Landesmittel zur Verfügung gestellt für das integrative Projekt "your Health - your Rights": Projektleiterin Ingrid Mumm soll in Zukunft möglichst viele Kommunen, insbesondere im Norden und Westen des Landes, dabei unterstützen, niedrigschwellige Informationsstrukturen auf der Basis der Interkulturellen Familiengesundheitstage zu entwickeln und dauerhaft in die regionalen Handlungskonzepte zu übernehmen. Ziel ist es, Flüchtlings- und Migrantenfamilien aus allen Kulturkreisen wirksam dabei zu unterstützen, den Zugang zu den Gesundheits- und Versorgungsstrukturen vor Ort zu finden, diese selbstbestimmt zu nutzen (Empowerment), aber auch andere Familien kennen zu lernen und idealerweise als Multiplikatoren aktiv zu werden.

 

Gleichzeitig bieten die Familiengesundheitstage den kommunalen Akteuren vielfältige Möglichkeiten, um sich noch besser auszutauschen und zu vernetzen, optimale Kommunikationsstrukturen zu schaffen und Synergien zu nutzen. Die Umsetzung erfolgt unter Federführung der Kommunen in Kooperation mit regionalen Aidshilfen sowie weiteren Partnern vor Ort.

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