Lehrte
Sonntag, 19.05.2019 - 12:03 Uhr

Gute Beteiligung bei der DGB Podiumsdiskussion zur Bürgermeisterwahl 2019

Auch die EU-Wahl war ein Thema

Aufn.:

LEHRTE

Vor mehr als 60 Zuhörern im Vereinsheim des SV 06 Lehrte hielten sich die Bürgermeister-Kandidaten Klaus Sidortschuk (SPD), Frank Prüße (CDU), Thomas Ganskow (Piraten Partei) und Oliver Gels (parteilos) nicht lange hinterm Berg. Zwei Stunden lang gaben sich die Kontrahenten schlagfertig, offensiv und ausdauernd. Sachlich und fair verlief die Diskussion, alle Kandidaten wurden mit mehr oder weniger Applaus bedacht.

 

Gelegentlich stellten die Bürgermeisterkandidaten fest, dass es durchaus einige Gemeinsamkeiten unter ihnen gibt. Deutlich wurden dies bei der Frage nach dem Erhalt beziehungsweise Ausbau des defizitären Hallen- und Freibades. Alle Kandidaten sprachen sich dafür aus, dass Hallen- und Freibad zu erhalten und durch An- oder Umbau attraktiver zu gestalten. Auch der Kandidat und amtierende Bürgermeister Klaus Sidortschuk, der im vergangenen Jahr den heftig umstrittenen Beschluss, dass Schwimmerbecken im Freibad ab Juni 2018 zu schließen, mit Zahlen zur Wirtschaftlichkeit begründete und dann wegen des heftigen Bürgerprotestes den Beschluss zurücknahm, hat von einer Arbeitsgruppe gesprochen, die am Erhalt und der Steigerung der Anziehungskraft des Hallen- und Freibades arbeitet.

 

Das war es dann auch schon zunächst mit den großen Gemeinsamkeiten. In der Frage, wie sie ihre Tätigkeit als Verwaltungsleiter und Vorgesetzter von fast 600 Beschäftigten sehen und ausüben wollen, gingen dann die Vorstellungen der Kandidaten auseinander. Thomas Ganskow meinte, dass Homeoffice (flexibles Arbeiten von Zuhause aus) auch in der Stadtverwaltung möglich und für die MitarbeiterInnen attraktiv sein kann. Auch würde er für die Kinder der RathausmitarbeiterInnen eine eigene Krippe anbieten. Gels hat seine Personalführungserfahrung aus seiner derzeitigen Arbeit bei der Polizei angeführt. Auch setze er auf eine Bedarfsermittlung sowie auf unterschiedliche Maßnahmen, die auf eine Steigerung der Arbeitszufriedenheit ausgerichtet sein sollen. Der amtierende Bürgermeister setzt auf die bisher praktizierte Führung durch Ziele, die gemeinsam mit den MitarbeiterInnen erarbeitet werden, und sprach von Dienstvereinbarungen sowie von Fortbildungsmaßnahmen die sich, aus seiner Sicht, motivierend ausgewirkt haben. Prüße verwies auf seinen persönlichen Hintergrund als Vorsitzender des größten Sportvereins in Lehrte. Hier habe er schon alle erdenklichen Führungsaufgaben durchlebt. Zu dem setze er auch auf die Eigenverantwortung der MitarbeiterInnen, die er auch in den jeweiligen Bereichen ermöglichen wolle.

 

Angesprochen auf die zukünftige Wirtschaftsförderung und der bereits überproportional vertretenen Logistikunternehmen mit ihren negativen Auswirkungen auf die Tarif- und Verkehrspolitik, setze Prüße auf einen Branchenmix und befürwortete den Beschluss keine weiteren Logistikunternehmen anzusiedeln. Gels bemängelte die unzulängliche Planung der Flächen, auf denen die schon vorhandenen Logistikunternehmen angesiedelt wurden. Er hätte sich eine Zusammenlegung an einem großen Logistikzentrum gewünscht. Er würde die Planung der Gewerbeflächen versuchen zu optimieren. Sidortschuk begrüßte ebenfalls den Beschluss keine weiteren Logistikunternehmen anzusiedeln und machte dies an der noch freien C-Fläche deutlich. Hier gab es schon viele Anfragen. Da noch nicht der richtige Branchenmix erfüllt werden konnte, habe die Stadt auf eine Ansiedlung an dieser Stelle bisher verzichtet. Gaskow hingegen fand, dass Lehrte ein idealer Standort für die Logistikbranche ist und regte in diesem Zusammenhang an, Lehrte zu einem überregionaler Bildungsstandort mit dem Bildungsschwerpunk "Mobilität und Logistik" zu forcieren.

 

Weitere Themen der Informationsveranstaltung waren Nah-Mobilität, die Haushaltslage im Zusammenhang mit den Neubauten (Feuerwache, Schulen und Kitas), Vergabe von öffentlichen Aufträgen gekoppelt mit Tariftreue der Auftragnehmer, Infrastruktur für Senioren, Bürgerbeteiligung sowie Sportförderung und viele Bürgerfragen. Dazu hatten die Kandidaten ganz unterschiedliche Lösungsvorschläge und Vorstellungen.

 

Zum Abschluss der vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) ausgerichteten Podiumsdiskussion sprach der Vorsitzende des DGB-Ortsverband Lehrte noch die EU-Wahl an, die ebenfalls am 26. Mai stattfindet. Hier brach er eine Lanze für Europa: "Wir können frei in Europa reisen und arbeiten. Wir haben Kontakte zu Menschen anderer Nationen und Regionen. Wir lernen andere Sprachen und Kulturen kennen - und das alles friedlich und seit Jahrzehnten ohne kriegerische Auseinandersetzungen. Und bei Urlaub, Mutterschutz und in anderen Bereichen der Arbeitswelt erweitert die Europäische Union die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern."

 

Als "ökonomischen Wahnsinn" bezeichnete Nold einen hypothetischen Ausstieg aus der EU, wie er etwa in Großbritannien droht und wie ihn viele rechtspopulistische Parteien fordern. Nold hierzu: "Dieser wäre mit einem enormen Verlust an Arbeitsplätzen verbunden und politisch ein Rückfall in die Kleinstaaterei mit Kämpfen um Märkte und Einfluss."

 

Nold rief daher dazu auf, bei der Europawahl am 26. Mai für ein solidarisches und gerechtes Europa zu stimmen und sich dem drohenden Rechtsruck in Europa entgegenzustellen: "Klare Kante gegen Rechts - das ist gewerkschaftliches Prinzip. Wir lehnen Chauvinismus, Rassismus und Rechtsextremismus nicht nur ab, wir werden dagegen aufstehen. Denn unser gewerkschaftliches Verständnis von Solidarität kennt keine Grenzen."

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