Burgdorf
Dienstag, 29.01.2019 - 17:27 Uhr

"Burgdorfer Köpfe": Vom bürgernahen Kommunalpolitiker bis zum Top-Journalisten

Ausstellung vom 9. Februar bis 24. März in der KulturWerkStadt

Schiedsrichter Winfried Hanschke (rechts) mit dem Nationalspieler und späteren Bundestrainer Berti Vogts.Aufn.:

BURGDORF

Der VVV, die Stadt Burgdorf und der Förderverein Stadtmuseum setzen am Samstag, 9. Februar, ihre Ausstellungsreihe "Burgdorfer Köpfe" in der KulturWerkStadt, Poststraße 2, fort. Die aktuelle Schau stellt bis zum Sonntag, 24. März 2018, zwölf bereits verstorbene Persönlichkeiten mit Vorbildcharakter vor, die mit ihrem gesellschaftlichen, kommunalpolitischen, sozialen oder karikativen Engagement bleibende Spuren in der Stadt hinterließen. Zum Ausstellungsteam gehören Anke Gehrke, Christel Hoffmann-Pilgrim, Heidrun Rickert, Franz G. Rothofer, Brunhilde Schmidt und Burkhard Wolters. Fördernde Unterstützung leisten die Stadtwerke Burgdorf GmbH, die Region Hannover und die Stadtsparkasse Burgdorf. Zur Eröffnung laden die Gastgeber am Sonnabend, 9. Februar 2019, um 14 Uhr ein. Der stellvertretende Bürgermeister Matthias Paul führt in die Ausstellung ein. Ein begleitender Ausstellungsführer ist bei Bleich Drucken und Stempeln, Braunschweiger Straße 2, und in der KulturWerkStadt erhältlich.

 

Zwölf bemerkenswerte Lebenswege

Seit 1993 gibt es die Ausstellungsreihe "Burgdorfer Köpfe". Der achte Beitrag lässt die Lebensgeschichten von zwölf Frauen und Männern Revue passieren, die sich auf besondere Weise den Menschen ihrer Heimatstadt oder Ortschaft verpflichtet fühlten. Alle haben sich nachhaltige Verdienste erworben, die die Ausstellung angemessen würdigen und vor dem Vergessen bewahren will. Informative Schautafeln werfen Schlaglichter auf die wichtigsten Lebensabschnitte der vorgestellten Personen. Dazu kommen markante Exponate aus ihrem persönlichen Umfeld.

 

Vielfältig engagierte Persönlichkeiten

Im Einzelnen stehen folgende im 19. und 20 Jahrhundert geborene oder in die Stadt gezogenen Burgdorfer Persönlichkeiten im Mittelpunkt: Rudolf Bembenneck (1933-2018, ehemaliger Seelsorger der St. Pankratius-Kirchengemeinde und "historisches Gewissen der Stadt"), Horst Bindseil (1927-2017, Stadtdirektor von 1963 bis 1992), Brigitte Dietrich-Fischer (1938-2015, Unternehmerin mit großem sozialen Engagement), Margarete Dünker (1913-2002, Gründerin des Leprakreises in Burgdorf), Winfried Hanschke (1933-2017, von 1951 bis 1977 als Schiedsrichter aktiv, ab 1963 in der Bundesliga, Leiter der Fußballabteilung der TSV von 1975 bis 1983), Georg Jacobsohn (1872 geboren, 1941 mit seiner Familie nach Riga deportiert und seitdem verschollen, einst geachteter und später von den Nationalsozialisten verfemter Unternehmer, Feuerwehrkamerad und Schützenbruder jüdischen Glaubens) und die Diakonisse Ruth Knoblauch (1926-2018, Gemeindeschwester von 1977 bis 1990).

 

Den portraitierten Personenkreis komplettieren Gerd Krauel (1924-2016, 1. Leiter des Hauses des Jugend (1968-1987) und ab 1970 1. hauptamtlicher Stadtjugendpfleger), Jürgen Leinemann (1927-2013, weltweit aktiver Spiegel-Journalist und geschätzter Buchautor, der seiner Heimatstadt immer verbunden blieb), Heinz-Otto Wiedel (1941-2014, Bäckermeister in Otze), Günter Witzel (1929-2010, als SPD-Mitglied im Rat der selbständigen Gemeinde Schillerslage (1968-1974) und im Rat der Stadt Burgdorf von 1976-1981 und 1986-1991) und Alfred Ziemba (1936-1999, ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Burgdorf von 1986 bis 1996).

 

"Der genaueste aller genauen Beobachter"

Die berufliche Laufbahn des Journalisten Jürgen Leinemann startete 1958 beim "Burgdorfer Kreisblatt", für das er bis 1963 in den Semesterferien etliche Lokalbeiträge verfasste. Danach ging er zur Deutsche Presse-Agentur, die ihn unter anderem nach Washington berief, von wo er 1969 einen Exklusivbericht über die damals spektakuläre Mondlandung an das "Kreisblatt" sendete. In seiner Tätigkeit für das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", die von 1971 bis 2007 währte, entwickelte er sich zu einem der profiliertesten Beobachter der politischen Szene in Deutschland, deren Schwachstellen er schonungslos aufdeckte. Sein Journalistenkollege Hans Leyendecker nannte ihn den "genauesten aller genauen Beobachter". Große Anerkennung genossen seine Portraits von damals bekannten Spitzenpolitikern wie Joschka Fischer, Franz-Josef Strauß, Oskar Lafontaine, Edmund Stoiber, Hans-Dietrich Genscher sowie der früheren Bundeskanzler Helmut Kohl und Gerhard Schröder. Mit letzterem verband ihn eine besonders intensive, aber stets seine professionelle Distanz wahrende Beziehung. Der ab 1990 in Berlin lebende Journalist besann sich gerne auf seine Burgdorfer Wurzeln und kehrte zu diversen Veranstaltungen des VVV in die Stadt zurück. Dabei gab er Einblicke in seine Tätigkeit oder stellte im Stadtmuseum eines seiner Bücher vor, die sich neben den Schattenseiten der Politik auch dem Fußball widmeten. 2003 besuchte er dort die Ausstellung "Schneller, höher, weiter - Burgdorfer Sportler", die den Fokus auch auf die Fußballkarriere seines Vaters richtete.

 

Ein Kommunalpolitiker mit besonderer Bürgernähe

Der Bauingenieur und gläubige Katholik Alfred Ziemba trat im Jahr 1972 in die Burgdorfer CDU ein. Seine Parteifreunde wählten ihn danach zum Schriftführer und Pressesprecher der Partei. In den Folgejahren beriefen sie ihn zunächst zum Orts- und anschließend zum Stadtverbandsvorsitzenden. 1974 erhielt er erstmalig ein Mandat für den Stadtrat, in dem er von nun an 22 Jahre ununterbrochen vertreten war. Als der damalige Bürgermeister vorzeitig aus dem Amt ausschied, stellte die CDU-Ratsfraktion Alfred Ziemba im März 1986 als Kandidaten für dessen Nachfolge auf. Am 20. März 1986 erhielt er die Stimmenmehrheit im Stadtrat und übernahm das Amt des ehrenamtlich tätigen Bürgermeisters. 10 Jahre blieb Alfred Ziemba in dieser Funktion, bis er 1996 auf eine weitere Kandidatur verzichtete. Nur drei Jahre später erlag er einer überraschend aufgetretenen schweren Erkrankung. Da er stets die Bürgernähe und den Ausgleich in der kommunalpolitischen Auseinandersetzung suchte, genoss Alfred Ziemba allgemeine Anerkennung über die Parteigrenzen hinweg.

 

Die KulturWerkStadt ist sonnabends und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Ansprechpartner für Besuchergruppen, die eine Führung innerhalb der Woche vereinbaren wollen, ist VVV-Geschäftsführer Gerhard Bleich, Telefon 05136/1862.