Lehrte
Donnerstag, 13.09.2018 - 19:27 Uhr

"Die Welfenlande und der Dreißigjährige Krieg" im Antikriegshaus Sievershausen

SIEVERSHAUSEN

Zum Thema "Die Welfenlande und der Dreißigjährige Krieg" lädt das Antikriegshaus Sievershausen am Mittwoch, 26. September 2018, um 19 Uhr ein. Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel vom Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte an der TU Braunschweig hält hierzu einen Vortrag.

 

Eine der schillerndsten Persönlichkeiten der europäischen Geschichte mit braunschweigischer Herkunft war der jüngste Sohn von Herzog Heinrich Julius: Christian von Braunschweig (und Urenkel des 1553 in der Schlacht von Sievershausen tätigen Herzog Heinrich d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel). Sein Beiname "Der tolle Christian" oder "Der tolle Halberstädter", letzterer abgeleitet von dem Titel eines Administrators des Bistums Halberstadt, den er seit seinem 17. Lebensjahr führte, weist auf die ereignisreiche Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Damals war der junge Fürst einer der fanatischsten Vorkämpfer des Luthertums in niedersächsischen Raum. Er galt den einen als blindwütiger Mordbrenner, den anderen als zu spät gekommener Minne-Ritter. Die Zuneigung zu seiner Verwandten Elisabeth, der entthronten "Winterkönigin" von Böhmen, bildete den Hintergrund der emotional bestimmten Episoden-Schilderungen. Nach der Einnahme von Paderborn ließ Christian den silbernen Sarkophag des hl. Liborius im Dom einschmelzen und daraus einzigartige Münzen prägen. Auf der einen Seite ein Arm mit einem Schwert und der Umschrift "Altera restat" - die andere Hand bleibt. Er spielte damit auf die Tatsache an, daß er nach einer Verletzung im Kampf bei Fleurus die linke Hand amputieren ließ. Die andere Münzseite trug den Spruch "Gottes Freund, der Pfaffen Feind". Trotz mancher Mißerfolge und seinem baldigen Tod am 6. Juni 1626 war der Ruf des tollen Christian, den Ricarda Huch in ihrem "Wiegenlied aus dem Dreißigjährigen Krieg" einprägsam und beeindruckend beschrieb, furchteinflößend: "Horch, Kind, horch, wie der Sturmwind weht/ Und rüttelt am Erker!/ Wenn der Braunschweiger draußen steht,/ Der faßt uns noch stärker./ Lerne beten, Kind, und falte fein die Händ,/ Damit Gott den Tollen Christian von uns wend!"