Region Hannover
Freitag, 22.06.2018 - 14:01 Uhr

Neue Räume für Valeo

Dr. Andrea Hanke eröffnet neuen Standort der Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen der Region

Niedrigschwellige Hilfe für junge Opfer sexueller Gewalt: Dr. Andrea Hanke, Dezernentin für Soziale Infrastruktur der Region Hannover, und Roland Levin, Leiter des Fachbereichs Jugend der Region Hannover, bei der Eröffnung der neuen Räume von Valeo - Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen der Region.Aufn.: Region Hannover / S. Wendt

REGION

Seit rund 30 Jahren begleitet und unterstützt die Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen der Region Hannover minderjährige Opfer von sexueller Gewalt. Seit Frühjahr dieses Jahres hat die Beratungsstelle ihren Sitz nicht mehr in der Hildesheimer Straße 20, sondern verfügt nun über helle, großzügigere Räume in der Peiner Straße 8. Den offiziellen Neustart am heutigen Freitag, 22. Juni 2018, nahm die Beratungsstelle ebenfalls zum Anlass, ihren neuen Namen Valeo (aus dem Lat.: ich bin stark, ich kann) erstmalig zu präsentieren. Rund 80 Gäste aus Politik, Kitas, Schulen, Justiz und Jugendhilfe kamen zu der Eröffnung und gratulierten zum neuen Standort.

 

"Sexuell missbrauchte Kinder und Jugendliche dürfen vor allem nicht allein bleiben mit den Erfahrungen, die sie machen mussten", so Dr. Andrea Hanke, Dezernentin für Soziale Infrastruktur der Region Hannover. "Für die betroffenen Opfer ist es wichtig, schnelle, unbürokratische und vertrauensvolle Unterstützung in geschützter Umgebung zu bekommen. Die zentrale Lage der neuen Räume, aber auch die einfache Erreichbarkeit der Beratungsstelle macht die Hilfe so niedrigschwellig wie möglich."

 

Rund 60 Mädchen und 30 Jungen haben im vergangenen Jahr Hilfe und Rat bei Valeo gesucht. Neben der Unterstützung der von sexualisierter Gewalt betroffener Kinder und Jugendlichen gehören Beratung und Begleitung vor, während und nach einem Strafverfahren, Beratung von Angehörigen und im Umfeld der Betroffenen - wie Kindertagesstätten oder Schulen -, Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte und Prävention von sexualisierter Gewalt zu den Aufgaben der Beratungsstelle der Region Hannover. So hat Valeo etwa ein neues Konzept für Kinderschutz in Kitas entwickelt. "In Kitas machen Kinder bereits früh prägende Erfahrungen. Hier können Erzieherinnen und Erzieher sie darin unterstützen, ihre Gefühle und Grenzen wahrzunehmen und sich Unterstützung zu holen, wenn andere sich darüber hinwegsetzen oder sie verletzen. Dies ist der beste Schutz vor Gewalt - auch vor sexueller Gewalt", sagt Roland Levin, Leiter des Fachbereichs Jugend der Region Hannover. "Unsere Ziele sind, Kinder so früh wie möglich zu stärken und eine breite Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren."

 

Dies geschieht durch Vorträge, Schulungen und Veröffentlichungen sowie mit Fachberatungen in Schulen, Kitas und Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe. Die Beratungsstelle ist zudem gut vernetzt mit Fachkräften aus Jugendhilfeeinrichtungen, Fachdiensten der Region, Kindergärten, Schulen, Polizeidienststellen und Gerichten. Eine Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ist jedoch abhängig vom Einzelfall und unterliegt den Datenschutzbestimmungen. "Der Schutz und das Wohl der Kinder und Jugendlichen haben immer höchste Priorität bei unseren Beratungen", so Silvia Bonk von der Beratungsstelle.

 

Kontakt: Valeo - Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen der Region, Peiner Straße 8, 30519 Hannover, Telefon: 0511-61622160, E-Mail: Opens window for sending emailvaleo(at)region-hannover.de, Opens external link in new windowwww.hannover.de/valeo.

Zahlen und Ausmaß sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) verzeichnet für das Jahr 2016 in Deutschland über 12.000 Ermittlungs- und Strafverfahren allein nur für sexuellen Kindesmissbrauch. Opfer dieser Straftaten sind zu etwa 75 Prozent Mädchen und 25 Prozent Jungen. Hinzu kommen Fälle von sexuellem Missbrauch von Schutzbefohlenen und Jugendlichen sowie etwa 7.000 Fälle wegen sogenannter Kinder- und Jugendpornografie. Das Dunkelfeld ist weitaus größer. Dunkelfeldforschungen aus den vergangenen Jahren gehen davon aus, dass jede/r Siebte bis Achte in Deutschland sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend erlitten hat. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von rund 18 Millionen Minderjährigen aus, die in Europa von sexueller Gewalt betroffen sind. Das sind auf Deutschland übertragen rund eine Million Mädchen und Jungen. Dies bedeutet, dass etwa ein bis zwei Schülerinnen und Schüler in jeder Schulklasse von sexueller Gewalt durch Erwachsene betroffen sind.

 

Sexuelle Gewalt ist jede sexuelle Handlung, die an Mädchen und Jungen gegen deren Willen vorgenommen wird oder der sie aufgrund körperlicher, seelischer, geistiger oder sprachlicher Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen können. Welche Spuren sexuelle Gewalt hinterlässt und wie schwer die Folgen sind, hängt von vielen Faktoren ab. Studien zeigen, dass die Folgen umso schwerer sind, je massiver/intensiver die Tat war, je häufiger sie geschehen ist, je länger der Zeitraum war, innerhalb dessen sie geschehen ist, je vertrauter der Täter/die Täterin dem Kind ist, je länger es mit der Erfahrung allein bleibt ohne Hilfe zu finden, je mehr an der Glaubhaftigkeit der Schilderungen des Kindes gezweifelt wird und je weniger Trost und Zuwendung es erhält. (Quelle: Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung/ Stand: Oktober 2017).