Burgdorf
Sonnabend, 14.04.2018 - 23:39 Uhr

Ausstellung in der KulturWerkStadt: "Das Faltrad: vom Klapprad zum Origami auf Rädern"

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BURGDORF

"Das Faltrad: vom Klapprad zum Origami auf Rädern" heißt die neue Ausstellung der Radfahrgalerie Burgdorf, die der VVV, der Förderverein Stadtmuseum und die Stadt Burgdorf vom Sonnabend, 21. April, bis zum Sonntag, 10. Juni, in der KulturWerkStadt (Poststraße 2) präsentieren. Die fahrradgeschichtliche Schau spiegelt mit zahlreichen Zweiradkonstruktionen die Entwicklung des Klapprades aus der Zeit vor 1900 bis in die Gegenwart wider. Für die Zusammenstellung sind Gerhard Rickert und Walter Euhus verantwortlich. Fördernde Unterstützung leistet die Hannoversche Volksbank. Zur Eröffnungsveranstaltung laden die Gastgeber am Dienstag, 17. April, um 18 Uhr ein. Die Begrüßung übernimmt Eckhard Paga, Filialdirektor der Hannoverschen Volksbank. Gerhard Rickert führt in die Ausstellung ein. Im Anschluss sind die Gäste zu einem Rundgang eingeladen.

 

Klappräder im Kriegsdienst

Die Geschichte der Klappräder ist alt. Schon zu Hochradzeiten entstand die Idee, das Fahrrad zusammen zu legen, um es besser transportieren zu können. Kaum war das Niederrad in den 1880er Jahren erfunden, hatte die französische Armee die Idee, leichte, zusammenklappbare Fahrräder für den Kriegsdienst einzusetzen. Diese Klappräder konnten geschultert werden und sorgten dadurch für eine größere Mobilität der Soldaten. Später bauten auch deutsche, holländische und britische Firmen vergleichbare Modelle für die militärische Nutzung. 1944 nutzten britische Fallschirmjägereinheiten Klappräder zu Tausenden bei der Invasion bei Arnheim in den Niederlanden. Bereits in früheren Fahrradzeiten empfanden auch schon Zivilisten Freude am zusammenlegbaren Fahrrad. Anfang des 20. Jahrhunderts hieß es: "Das Klapprad setzt den Motorwagenfahrer in den Stand, an beliebigen Stellen unterwegs Touren mit einem Fahrrad unternehmen zu können." In der Ausstellung ist als Rarität ein aus dem Jahr 1895 stammendes französisches Militärklapprad zu sehen, das als "Capitain Gerard" bekannt geworden ist. Einen bemerkenswerten Hintergrund weist auch ein britisches Klapprad der Birmingham Small Arms Company (BSA) auf: Die extrem leichte Konstruktion trugen britische Soldaten während des Zweiten Weltkrieges bei Fallschirmsprüngen aus Flugzeugen mit sich.

 

Aufstieg und Fall der Klappräder

Das Interesse am Fahrrad nahm in den 1960er Jahren ständig ab. Dann kam zunächst die japanische Zweiradindustrie auf die Idee, ein "Automobilrad" mit 20 Zoll-Laufrädern, Klapp-Pedalen und umlegbarem Lenker zu entwickeln, dass problemlos im Kofferraum eines Autos Platz fand. Es handelte sich um die zivile Version eines früheren Militärfahrrades. Einen Prototyp dieser Modelle zeigt die Fahrradschau. Wie ihre europäischen Konkurrenten erkannten schon bald auch die deutschen Fahrradhersteller das Verkaufspotenzial der leicht handhabbaren Falträder, die besonders unter den Autobesitzern großen Anklang fanden. Sie erreichten einen Marktanteil von über 50 % im Vergleich zum konventionellen Fahrrad.

 

Leider hatten die Klappräder eine falsche Übersetzung, ein zu hohes Gewicht und die kleinen Räder einen zu hohen Rollwiderstand. Hinzu kam der von den Warenhäusern und anderen Großabnehmern ausgeübte Preisdruck, der die Industrie zur Fertigung primitivster Billigsträder zwang. Die Klappräder der 1970er Jahre machten bald keine Freude mehr. Sie verschwanden nach und nach wieder von der Bildfläche. In der Ausstellung ist aus den 1960er Jahren unter anderem ein "Panther Pfiff" der gleichnamigen Fahrradwerke aus Braunschweig und ein "Mifi Faltrad" zu sehen, das die Mitteldeutschen Fahrradwerke in den 1970er Jahren in der ehemaligen DDR produzierten. Aus den 1980 und 1990er Jahren stammen Modelle der Marken "Hercules", "Brompton" und "Winora".

 

Renaissance des Klapprades

Der Trend zum Fahrrad verstärkte sich etwa ab dem Jahr 2000 wieder. Auch das Klapprad profitiere davon und erlebte eine bis heute anhaltende Renaissance. Auf den Fahrradmarkt kamen nun technisch ausgefeilte, leichte Falträder mit angepasster Übersetzung. Sie sahen schick aus, ließen sich bequem und schnell fahren und konnten in öffentlichen Verkehrsmitteln mitgenommen werden. Es entstanden auch Klappräder, die mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet oder als Mountainbikes für die Nutzung auf unwegsamem Gelände konstruiert waren. In der Ausstellung sind moderne Klappradkonstruktionen der Marken Strida, Moulton, Riese und Müller sowie Di Blasi zu sehen.

 

Die KulturWerkStadt ist bei freiem Eintritt sonnabends und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Gruppen und Vereine haben die Gelegenheit, einen Führungstermin innerhalb der Woche unter Telefon 05136/1862 zu vereinbaren.