Sehnde
Montag, 19.03.2018 - 11:35 Uhr

Grüne: Mehr Blühstreifen schaffen und Insektengifte verbieten

Grüne fordern im Rat der Stadt Sehnde Maßnahmen, um Artenvielfalt zu erhöhen und Insektensterben zu stoppen

SEHNDE

Der Rückgang fast aller Insektenarten nimmt immer dramatischere Ausmaße an. So haben Insektenforscher aus Krefeld an rund 90 Standorten einen Rückgang der Insekten um durchschnittlich 75 Prozent in den vergangenen 27 Jahren festgestellt, so die Grünen in Sehnde.

 

Die Grünen im Rat der Stadt haben dazu jetzt einen Antrag eingebracht, in dem sie Maßnahmen fordern, "um die Artenvielfalt zu erhöhen und das Insektensterben zu stoppen".

 

"Mit dem Insektensterben drohen ganze Nahrungsketten in der Natur zusammenzubrechen - mit zum Teil erheblichen Folgen für die Vogelwelt. Insgesamt verlieren wir in Deutschland im Moment jedes Jahr eine Million Vogel-Brutpaare, weil sie nicht mehr genug Nahrung finden - es fehlen die Insekten. Der Star als Vogel des Jahres 2018 ist zwar noch überall verbreitet, aber seine Bestände sind massiv eingebrochen - genauso beim Buchfink oder bei der Goldammer. Hauptverursacher ist die Landwirtschaft", sagen Günter Pöser und Florian Schuchardt bei den Grünen. "Wenn wir in den kommenden Jahren keinen 'stummen Frühling' ohne Vogelgezwitscher erleben wollen, muss die Politik jetzt gegensteuern und mehr Natur wagen - das schützt nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern auch die Gesundheit der Menschen."

 

In ihrem Antrag fordern die Grünen vermehrte Blumeneinsaaten auf öffentlichen Grünflächen, mehr Blüh- und Altgrasstreifen, eine schonende Mähweise sowie ein Verbot von Totalherbiziden wie Glyphosat und Neonikotinoide.

 

Hintergrund

Durch das massive Insektensterben fehle nicht nur der Vogelwelt die Nahrung, auch den Blüten fehlen die Bestäuber. "Wesentliche Ursache für diese ökologische Katastrophe ist die industrielle Landwirtschaft, die unsere Kulturlandschaft zu einer völlig verarmte Industrielandschaft degradiert hat", sagen Günter Pöser und Florian Schuchardt. "Das hat langfristig auch ökonomische Folgen: So fällt mit dem Verschwinden von Fledermäusen, Vögeln und Insekten die biologische Schädlingsbekämpfung aus und die Bestäubungsleistung etwa unserer Bienen."

 

Rund 35 Prozent der pflanzlichen Nahrungsmittel hängen davon ab. Das Bienensterben sei vor allem auf den hohen Einsatz von Insektengiften zurückzuführen: Diese Gifte - zu 80 Prozent die sogenannten Neonikotinoide - würden entweder versprüht oder vorbeugend bei der Saatgutbehandlung (Beizen) eingesetzt. Dieses Nervengift werde von den Wurzeln aufgenommen und in Blätter und Blüten transportiert. "Bienen verlieren durch Neonikotinoide die Orientierung, finden ihren Stock nicht mehr und sterben", so die Grünen, doch noch sei es nicht zu spät, beim Insektensterben gegenzusteuern, meinen die Grünen. Experten und Umweltverbände raten dennoch zur Eile.