Isernhagen
Montag, 20.11.2017 - 12:02 Uhr

Leidenschaftlicher Appell des c2c-Professor Dr. Michael Braungart

Aufn.:

ALTWARMBüCHEN

Vor vollem Haus appellierte Prof. Michael Braungart beim jüngsten Themenabend der Grünen im Rathaus Altwarmbüchen beim Thema Klärschlamm "nicht weniger schlecht, sondern positiv" vorzugehen.

 

Er meinte damit, dass es nicht um Minimierung der Schadstoffe bei der geplanten Klärschlammverbrennungsanlage gehen muss, sondern um ein grundsätzlich anderes Konzept bei der Abwasserreinigung. Zum einen gehe es um einen geringeren Schadstoffeintrag über die Toiletten. Dafür musste das Beispiel des Recycling-Toilettenpapiers herhalten, welches das Abwasser auf Grund von Schwermetallen aus dem Ursprungsprodukt belastet.

 

Wie es richtig gehe, führte der Autor des cradle to cradle (c2c-Wiege zu Wiege)-Prinzips an Hand von Kleinkläranlagen in Entwicklungsländern vor. Es können gleich mehrere Probleme gelöst werden: Die Hygiene wird verbessert und dadurch Krankheiten vermieden. Durch die direkte Verwendung des häuslichen Abwassers wird der Nährstoff-Kreislauf geschlossen und die örtliche Nahrungsmittelproduktion erlaubt eine Entwicklungsmöglichkeit für die sonst abgehängten Gebiete.

 

Auch hierzulande müsste sich mehr auf die Verwendung der Nährstoffe konzentriert werden, denn weltweit gingen Böden für die Nahrungsmittelproduktion in verloren.

 

Dafür empfahl er, das Abwasser über eine "Mebrantechnologie" zu säubern, so dass der Klärschlamm länger im System verbleibt und sich Schadstoffe und multiresistente Keime abbauen (“kannibalisieren“) können. Das Ziel müsse auch hier die Verwendung der Nährstoffe für die Nahrungsmittelproduktion sein. Er machte deutlich, dass die Alternative, mineralisches Phosphat zu importieren, nicht nur wegen der begrenzten Weltvorräte ausscheide. Durch die hohe radioaktive Belastung des Produkts würden die Böden mehr belastet als durch alle Atomkraftwerke.

 

Der Bau von Klärschlammverbrennungsanlagen sollte vermieden werden, er fphre nur zu einer Zementierung des derzeitigen falschen Systems, gab er an. Sobald derartige Anlagen existierten, die unter anderem auch durch ihren Feinstaubausstoß die Gesundheit der Anwohner schädigen könnten, gebe es keinen Anreiz zur Verbesserung der Abwasserreinigung. Vielmehr würde dann "dreckiger" Klärschlamm als Futter für die Anlagen benötigt.

 

Den Grünen warf er vor, hierbei keine positiven Visionen zu entwickeln, sondern sich auf die Verwaltung des Bestehenden eingerichtet zu haben. Seinen Ansatz hat er in einigen Büchern dargelegt, die am Abend von der Buchhandlung Lesenest angeboten wurden. Erwerber konnten daher auch vom Autor signierte Exemplare mitnehmen. Auch die vom Verein c2c-ev bereitgestellten Flyer und Broschüren stellten die Denkschule des Wiege-zu-Wiege-Prinzips anschaulich dar.

 

Die Veranstaltung wurde durch ein Video-Team aufgezeichnet, so dass zum Nachhören und -sehen demnächst ein Beitrag auf der Homepage der Isernhagener Grünen zur Verfügung stehen wird.

 

Bei den örtlichen Grünen überlegt man nun, den angebotenen Kontakt zu nutzen, um sich weiter über die vorgeschlagene Technologie zu informieren. Gelegenheit dazu bot sich, denn eine Abwasserspezialistin aus Suderburg, war auf der Veranstaltung anwesend.