Burgdorf
Sonntag, 19.03.2017 - 12:10 Uhr

Ökumenischer Versöhnungsgottesdienst in St. Nikolaus

Katholiken und Protestanten feiern gemeinsam verbunden in Jesus Christus

Superintendentin Sabine Preuschoff und Martin Karras, stellvertretenden Regionaldechanten des Dekantas Hannover, führten den gemeinsamen Versöhnungsgottesdienst.Aufn.:

BURGDORF

Mit einem gemeinsamen Versöhnungsgottesdienst in der Pfarrkirche von St. Nikolaus haben katholische und evangelische Christen am vergangenen Sonntag eine Umkehr von der Jahrhunderte währenden Geschichte gegenseitiger Verletzungen und Abgrenzung auch hier in Burgdorf vollzogen. Bei dem Gottesdienst, der von Superintendentin Sabine Preuschoff und dem stellvertretenden Regionaldechanten des Dekantas Hannover, Pfarrer Martin Karras, zelebriert wurde, nahmen auch die Pastoren/Pastorinnen aller Kirchengemeinden Burgdorfs teil.

 

"Wir feiern, liebe Schwestern und Brüder", so Sabine Preuschoff und Martin Karras übereinstimmend, "diesen Gottesdienst gemeinsam. Wir wissen uns in Verbindung mit der Gottesdienstgemeinschaft und mit allen anderen, die ihn in gleicher Weise feiern. Wir wissen uns im Gebet verbunden mit Christinnen und Christen in allen Konfessionen. In der Vergangenheit haben die Jahrhundertfeiern der Reformation die Gräben zwischen den Konfessionen vertieft. Im Gedenkjahr 2017 soll es anders sein. Wir fragen nach den gemeinsamen Wurzeln, den wechselseitigen Herausforderungen und den verbindenden Zukunftsaufgaben. Unser Wille zur Profilierung war stärker als die Suche nach Gemeinsamkeiten. Heute bitten wir Gott um sein Erbarmen für das, was wir einander angetan haben. Wir danken Gott aber auch für das, was wir aneinander haben. Wir stehen gemeinsam vor dem Kreuz Jesu Christi. Ein einfaches Holzkreuz lag quer im Gang zum Altar".

 

Im Verlauf des Gottesdienstes errichteten Marion Burk, Judith Rohde, Regina Seedorf und Franz-Ulrich Beutner das im Mittelgang als symbolische Sperre liegende Kreuz vor dem Altar. "Das liegende Kreuz war wie eine Sperre. Gemeinsam haben wir es aufgerichtet um den Weg der Trennung zu überwinden", so die Superintendentin von St. Pankratius und der stellvertretende Regionaldechant des Dekanats Hannover.

 

Am Ende des Gottesdienstes sprachen die Liturgen eine Selbstverpflichtung aus, in der sie sich zusagten, im Vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes weitere Schritte auf dem Weg zur sichtbaren Einheit der Kirchen zu gehen. Sie bekannten, dass Christen und Christinnen in Eifer und Unduldsamkeit Krieg gegeneinander geführt haben. "Weite Teile Deutschlands und Europas wurden verwüstet. Menschen sind um ihres Glaubens willen verfolgt und vertrieben, gefoltert und getötet worden. Die Geschichte der Verletzungen ende nicht, wo die Waffen niedergelegt werden. Wir haben an ihr teil, wenn wir einander in Gedanken, Worten und Werken verachten, verletzen und verurteilen", erklärten sie.. In der Überzeugung, dass Jesus Christus die Wunden heilt, die Eifer und Unduldsamkeit gerissen haben, baten sie um Vergebung für den Hass, der Gott zum Werkzeug des eigenen Willens macht und unschuldigen Menschen Leid zufügt. Und sie bekannten, dass die Freude des Glaubens in Hochmut verkehrt worden ist. Wo es um Gottes Ehre gehen sollte, stand menschlicher Stolz im Vordergrund. Es wurde mehr Mühe darauf verwandt, die Fehler des anderen aufzuweisen, als das Evangelium zum Strahlen zu bringen. Auch heute sei diese Gefahr nicht gebannt. Katholiken und Protestanten stehen immer wieder der gemeinsamen Aufgabe im Wege, das Evangelium zu verkünden. Das Mahl der Einheit wurde durch die konfessionellen Streitigkeiten zum Symbol der Zertrennung. "Noch immer haben wir keinen gemeinsamen Weg gefunden, im eucharistischen Abendmahl unsere Gemeinschaft mit Jesus Christus und untereinander zu feiern", stellten sie fest.

 

In ihren Danksagen betonten Marion Burk von St. Paulus und Franz Ulrich Beutner von St. Nikolaus, dass "wir nicht vergessen, was wir einander angetan haben. Aber wir danken Gott auch für das, was wir aneinander haben. Nach Jahrhunderten wechselseitiger Verletzungen und Abgrenzungen sind wir durch den ökumenischen Prozess der letzten Jahrzehnte zu vielfachen Schritten der Versöhnung geführt worden. Eine neue Kultur des Dialogs ist möglich geworden. Wir haben einander besser verstanden und unsere gemeinsame Verantwortung für die Verkündigung des Evangeliums und die Praxis der Nächstenliebe besser erkannt."

 

"Wir danken Gott für die geistlichen, die theologischen und die ethischen Impulse der Reformation, die wir in der katholischen Kirche teilen können. Wir sehen das Engagement so vieler Männer und Frauen in den evangelischen Gemeinden als lebendiges Zeugnis des Glaubens. Liebe evangelische Glaubensgeschwister, wir danken Gott, dass es Euch gibt und dass Ihr den Namen Jesu Christi tragt. Wir danken Gott für das Glaubenszeugnis der katholischen Kirche. Wir schauen voll Achtung auf die Liebe zur Liturgie, die in der katholischen Kirche gepflegt wird. Wir schätzen die besondere Aufmerksamkeit für die Überlieferungen des Glaubens, Bekennens und Denkens, die die Geschichte der Christenheit und so auch unsere Geschichte geprägt haben. Wir wissen uns herausgefordert, unser eigenes Verständnis von Kirche und Kircheneinheit, von Ordination und Amt im Dialog mit der katholischen Theologie zu vertiefen. Vieles wäre noch zu nennen. Liebe katholische Glaubensgeschwister. Wir danken Gott, dass es Euch gibt und dass Ihr den Namen Jesu Christi tragt", betonten die beiden.