Burgdorf
Sonnabend, 11.02.2017 - 10:18 Uhr

"Verbrennungen": Schauspiel deckt eine erschütternde Lebensgeschichte auf

Aufn.:

BURGDORF

Am Freitag, 24. Februar 2017, steht ein neues Gastspiel des Theaters für Niedersachsen (TfN) auf dem Spielplan des Theaters am Berliner Ring. Der VVV und die Stadt Burgdorf präsentieren das Schauspiel "Verbrennungen" von Wajdi Mouawad. Beginn ist um 20 Uhr. Eintrittskarten gibt es bei Bleich Drucken und Stempeln, Braunschweiger Straße 2, und online unter www.vvvburgdorf.de. Mitglieder des VVV und Jugendliche erhalten Ermäßigungen. Um 19.30 Uhr laden die Veranstalter zu einer kostenlosen Einführung in das Bühnenstück ein.

 

Zur Bühnenhandlung: Die seit vielen Jahren in Kanada lebende Kanzleisekretärin Nawal Marwan ist seit fünf Jahren verstummt. Ihre erwachsenen Kinder, die Zwillinge Jeanne und Simon, kennen den Auslöser für ihr Schweigen nicht und haben den Bezug zu ihr verloren. Als Nawal stirbt, enthüllt ihr Testament, dass Jeannes und Simons totgeglaubter Vater noch lebt und dass sie einen älteren Bruder haben. Die Zwillinge sehen sich mit dem letzten Willen ihrer Mutter konfrontiert, die beiden zu finden und ihnen jeweils einen Brief zu überbringen. Ihre Suche führt sie in den Nahen Osten, die Heimat von Nawal. Nach und nach werden sie in die Geschichte ihrer Mutter hinein gezogen und erfahren alles über ihre eigene Herkunft. Die angenommenen Wahrheiten der Geschwister zerbrechen. Einzelne Mosaiksteine setzen sich zu Nawals erschütternder Biographie zusammen, die auch die Identität der Zwillinge ins Wanken bringt. Zurück bleibt die niederschmetternde Realität einer langen Gewaltspirale.

 

Die Familie des 1968 geborenen Wajdi Mouawad wanderte 1976 aus dem umkämpften Libanon zunächst nach Frankreich aus und von dort 1983 nach Québec (Kanada). Im Libanon tobte von 1975 bis 1990 ein verheerender Bürgerkrieg, der 90.000 Todesopfer forderte. In seiner neuen Heimat Kanada erhielt Wajdi Mouawad eine Schauspielausbildung an der Nationalen Theaterschule. Er gründete und leitete ein Theater in Montréal und avancierte zu einem der führenden neuen Talente im frankokanadischen Sprachraum. Heute ist er dort einer der meistgespielten Autoren. Sein bisheriges künstlerisches Werk umfasst fast 20 Theaterstücke und 2 Romane. In seinem 2003 uraufgeführten Schauspiel "Verbrennungen" entwirft er eine aufwühlende, hochemotionale und spannende Lebensgeschichte, die dem abstrakten Schrecken des Krieges eine individuelle Dimension verleiht. Das Drama über die Suche nach Wahrheit und die Verstrickung in eine von Bürgerkrieg und sinnloser Gewalt geprägte Vergangenheit hat innerhalb von zwei Jahren in 23 Inszenierungen die großen Bühnen im deutschsprachigen Theater erobert.

 

Die Hauptrollen in der TfN-Inszenierung von Gero Vierhuff übernehmen Joëlle Rose Benhamou, Simone Mende, Lilli Meinhardt, Marek Egert, Martin Schwartengräber, Katharina Wilberg, Moritz Nikolaus Koch und Dennis Habermehl. Der Regisseur setzt die krimimäßig ausgelegten Puzzleteile der Tragödie mit sensibler Intensität ohne Schielen auf Effekte und ohne jede Überzeichnung behutsam zusammen. Die in französischer Sprache gedrehte Verfilmung des Theaterstücks unter dem Titel "Die Frau, die singt" erhielt 2011 eine Oscar-Nomierung als bester fremdsprachiger Film.